Marathon-Rennberichte xc-marathon

Die Schufterei im Winter erhält ihren Namen – Tortour Cyclocross!

Event before

Bevor ich euch nun berichte, wie ich zusammen mit meinem Kumpel Arndt die Tortour Cyclocross 2017 in Glattfelden (Schweiz) empfand und ob es sich hierbei um eine metaphorische oder eine tatsächliche Tort(o)ur handelte, möchte ich nochmals schildern, was dieses Event zu bieten hat.

Es ist die zweite Ausgabe, des ersten mehrtägigen Radquer-, Gravel-, Cyclocross-Etappenrennen weltweit. Im Jahre 2016 hielt sie ihre Premiere und nun war sie zurück – zurecht? Es stellt ein Rennen mit Ultra-Format dar, welches nicht alleine durch die Strecke von 180km und 2500hm (laut Veranstalterangabe) geprägt ist, sondern auch durch die widrigen Umständen, die per se gegen jeglichen Outdoorsport sprechen. Winterlich, windig, matschig, schneeig, nebelig und dazu noch anspruchsvolles Terrain – so heißt es, sind sicherlich nur einige Adjektive, die vorab erahnt werden können. Insgesamt verbindet das Rennen drei Tage mit einem Prolog am Freitag und 2 abenteuerliche Etappen am Samstag und Sonntag.

So schauen wir doch mal, was sich in Wahrheit hinter dieser Beschreibung versteckt.

Event during

[Handlungsloch]

Wir sitzen im Auto auf dem Weg nach Glattfelden, es ist Freitag um, sagen wir es ist Mittag. Wir erreichen nach einer angenehmen Spritztour das Riverside Hotel – ein sehr einladendes Hotel zum verbleiben, tagen und Urlaub genießen – stehen kurze Zeit später an der Anmeldung und erhalten unsere Unterlagen Nummer: 212 – 2er Team Nr. 12 – und umgehend müssen wir auch schon zum Briefing für die kommenden Tage. Ja, heute Prolog, dann morgen und am Sonntag Etappen und hier noch Infos zur Verpflegung und … Naja, irgendwie bekomme ich wenig mit, denn wie immer macht sich ein wenig Nervosität in mir breit, denn, unsere Fahrräder liegen noch im Auto, wir tragen noch Standard, coole Kids, Klamotten und auch so ist noch nichts bereit, aber der Start verschiebt sich glücklicherweise um 15min. Perfekt.

[Handlungsloch]

Wir stehen an der Startlinie, irgendwo mittendrin und der Startschuss ertönt, bergauf, volle Kanne, mehr oder minder. Arndt macht sofort Plätze gut, während ich irgendwie nicht voran komme, ja, die Startphase ist nicht so meins, aber kurze Zeit später zünde auch ich.

Die Strecke verläuft vom Start an ca. 75m auf knapp 400m Länge vertikal in die Höhe, was mit dem Crosser schon leicht schmerzt, verschwindet im Wald, zieht sich leicht wellig und endet mit einer schnellen Abfahrt und fast 70km/h wieder Richtung Start/Ziel. Für den Prolog mit 8 Runden ist das ein guter Einstand. Wir kämpfen, haben immer wieder Kontakt mit zwei anderen 2er Teams und schieben uns mit wenigen Sekunden Abstand auf den 2ten Platz durch das Ziel. Netter Einstand, ab jetzt zählt die Regeneration!

[Handlungsloch]

Samstag kurz vor 9 Uhr, während wir noch auf der Straße warm rollern, steht das Feld bereits schon wieder und wir kommen, wie war es auch anders zu erwarten, recht spät zum Start, ergattern aber eine gute Position im Feld und wenig später ist es auch schon so weit. Wir stürzen in der Gemeinschaft auf die Strecke der ersten Etappe und werden sofort mit einem Trailerlebnis geweckt. Hoch, runter, auch vom Rad – runter, hochrennen, oder stolpern, aufs Rad und treten 5km direkt nach dem Start verläuft das Rennen, als wäre es in 60’ wieder vorbei. Wahnsinn!

Die kommende Stunde verläuft zwar gesitteter, aber noch immer ist es extrem intensiv. Es wechseln Waldwege und Straßen, Schotter und Asphalt, aber es fetzt! Nach 35km erreichen wir die erste Feed Zone, bei der ich schnell ein paar bekömmliche Gels von #Winforce einpacke und Arndt und mich verpflege, leider müssen wir hier unsere Gruppe reißen lassen, weil wir merken, dass es auf Dauer zu arg wird, schließlich ist noch nichts verloren. Direkt im Anschluss geht es von Neuhausen aus den Kamelhöcker des Tages rauf, runter, rauf und runter. Zum größten Teil legen wir diesen im Wald oder auf Feld-/ Wiesenwegen zurück, was zwar anstrengt, aber landschaftlich auch sehr beeindruckend ist. Jedoch kommt der schönste Teil erst danach – es folgt ein fast 8km langer Trail entlang der Thur. Unglaublich gut! Meine bisherige Erfahrung mit dem Crosser von Dapoo Cycling zeigt, dass das Crossen so viel mehr bietet, als ein bisschen abseits der festen Wege zu fahren. So schlängelt sich der Weg dahin, verbindet Wurzel- mit Flow-, also “entspannt” dahin rollenden Elementen und ja, dieser Pfad kann was. Davon würde ich mir gern noch viel mehr wünschen!

Wir absolvieren also diesen genialen Teil mit einem Grinsen über beide Ohren – insofern es noch als Grinsen unter dem Leiden erkennbar ist – und setzen unsere Fahrt fort. Es folgt der zweite Verpflegungspunkt bei km 65, Flaschen füllen, Gels einpacken und Feuer frei! Die letzten 15 Kilometer verlaufen über 10km auf der Straße, schnell, schneller, am schnellsten und so enden die wirklich letzten 5km im Trail vom Beginn. Dieser verlangt fahrerisch nochmals alles ab, aber wir erreichen nach 80km und 1.200hm das Ziel, auch unser Geheimerklärtes – Tages-3ter.

[Handlungsloch]

Sonntag kurz vor 9 Uhr, während wir noch auf der Straße warm rollern, steht das Feld bereits schon wieder, und wir kommen, wie war es auch heute anders zu erwarten, recht spät zum Start, ergattern aber, erstaunlicher Weise wieder mal eine gute Position im Feld und wenig später ist es auch schon so weit. Wir stürzen in der Gemeinschaft auf die Strecke der, Achtung, zweiten Etappe. Arndt will es gleich zu Beginn wissen und fährt nach vorn, führt das Feld vor Größen wie Simon Zahner und Marcel Wildhaber – not bad! Aber zurück zur Realität, die Spitze setzt sich ab und wir sind in unserer altbekannten Gruppe von den Vortagen zu finden. Man kennt sich! Man grüßt sich, tauscht Floskeln aus und vergisst nicht das Radfahren. Jetzt will ich es aber wissen – setze mich vor die Gruppe und fahre die Berge an – reiße immer wieder Löcher – geil, aber bleiben wir auch hier realistisch – genau so ist es passiert! Bis km 25 fahren wir gemeinsam in der Gruppe auf sich wechselndem Terrain, mal vorn, mal hinten, mal mittendrin. Dort halte ich bei der ersten Feed Zone des Tages, packe für uns “Essen” ein und stürze wieder los. Es folgt ein langer aber gleichmäßiger Anstieg auf Waldautobahnen und bis hierhin läuft es sehr gut für uns, die Gruppe reißt zwar leicht aus, bleibt aber in Sichtweite – alles gut!

Über die folgenden 7 Km fahren wir gemeinsam die Strecke ohne große Strapazen ab und kommen zum längsten Anstieg des Tages – auf den ca. 4km werden dabei steile 300hm geklettert. Von hier an wird es wirklich lustig. Wir stranden oben im Schnee und schauen der Abfahrt entgegen – ein Trail, der es ordentlich in sich hat. Zwischen querliegenden Starkästen, über die wir geschmeidig drüber springen, liegen vereinzelte Steine, die auch, wie ich es später erkenne meiner Seitenflanke gut zugesetzt haben, aber mit ein bisschen Respekt segeln wir ohne große Probleme diesen, für ein Cyclocrossrad schweren Downhill hinab. Ganz klar, unten angekommen geht es nach einer kurzen Verschnaufpause mit super Ausblick den letzten Anstieg des Tages hinauf. Erneut warten 4km mit 250 hm und weiteren fast 6 Kilometer mit ständigem Auf und Ab auf unseren sportlichen Ehrgeiz, zudem auch die Kräfte immer weiter schwinden.

So erreichen wir jedoch nach insgesamt 53km die zweite Feed Zone des Tages, bei der ich zugreife, Flaschen füllen lasse und noch ein paar Booster, welche bereits geöffnet werden, zugesteckt bekommen – Vielen Dank für die schnelle Unterstützung – und Allez! Ab jetzt zählt es, denn leider überholen uns im vorangegangen Anstieg die Teams auf den Plätzen 4 und 5 – wir müssen also alles geben. Es sind 17km, zum Großteil flach, asphaltiert und sehr windanfällig. Arndt klemmt sich in meinen Windschatten und die Lokomotive geht mit voller Kraft voraus! Ruff, Ruff, Ruff… Noch 13 – 10 – 8 – immer am Anschlag, was einem Paarzeitfahren ähnelt, nur hier nochmals ein Trail bergauf, der zwar super Spaß macht, aber durch den herausbrechenden Rhythmus schrecklich erscheint. Auf der Straße zurück entlang der Thur sind auch die letzten 4km in Eile zurückgelegt und dank unserer Leistung und “nur” 45 Sekunden Rückstand auf die Plätze 4 und 5 sichern wir uns den 3. Platz Gesamt – sehr, sehr geil!

Material

Um an dem Event – der Tortour Cyclocross – teilnehmen zu können, bot mir ‘Dapoo Cycling’ mit dem ‘MARGA’  ein ideales Rad. Wie beschrieben, schnell auf der Straße und noch schneller im Gelände, kann ich dies nun final verifizieren. Dieses neue Kind, ein pures Cyclocross Rad mit ‘Will-mehr’-Potential, machte überall eine sehr gute Figur. Mit Hilfe der sportlichen Haltung hatte ich stets genug Druck, sowohl bergauf, als auch bergab. Der Rahmen ist sehr steif und die Carbonlaufräder schreien nach Vortrieb, wann immer Kraft auf die Kurbel gesetzt wurde. Einziges Manko ist die verbaute Shimano Gruppe. Mir persönlich reicht ein 1×11 Antrieb aufgrund der Einfachheit und der erhöhten Käfigspannung, welche ein Schlingern und seltenes Abspringen der Kette verhindert hätte. Auch die STI’s von Shimano sind meiner Meinung nach nur bedingt für den Geländeeinsatz entwickelt – hier hätte ich sicherlich eine starke Justierung der Griffe nach oben und hinten stellen müssen.

Davon abgesehen, was wenig mit dem Rad als solches zu tun hat, war ich vollends begeistert und kann es nur weiterempfehlen.

Event after

Mit jedem Erreichen des Tagesziel wurden wir umgehend an der Verpflegung umsorgt. Mit gutem Essen, netter Unterhaltung und besten Produkten von WinForce, welches auch an den Feed Zones verteilt wurde, konnten wir stets rasch regenerieren.
Ebenfalls sehr positiv anzumerken ist die Rundum Organisation dieses Rennens. Zu jeder Zeit fühlten wir uns gut aufgehoben – bei Fragen wurden wir perfekt “behandelt” und die Ausschilderung war nach unserer Ansicht immer verständlich.
Alles in allem können wir dieses Event nur wärmstens empfehlen, welches wahrscheinlich mit Hilfe von Schnee noch härter, aber auch einzigartiger ist. Wir freuen uns bereits auf eine 3. Austragung, schauen nun aber erstmal in den Sommer, in dem auch dieses Jahr wieder die Tortour Ultracycling stattfindet. Ich hoffe, dass wir uns dann dort sehen.

Über den Autor

Felix

Geboren in der Flachlandregion Niederlausitz und zum Mountainbike gekommen, weil eine dumme Idee im Raum stand - ein XC Rennen zu fahren.
Seit dem sind einige Jahre vergangen und mittlerweile fährt er für die 'IvelRide Racing Dudes’ in nationalen und internationalen Mittel- und Langstreckenmarathons.
Er liebt die Berge und das nicht nur bergab.

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