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Deutsche Meisterschaft MTB Eliminator Sprint – Streifzug durch die Favoritenliste

Die besten deutschen MTB-Sprinter kämpfen am Samstag in Bodenmais um den Titel des Deutschen Eliminator-Meisters. Eine gute Hand voll Titelkandidaten, angeführt von Titelverteidiger David Horvath bei den Herren und Nadine Rieder bei den Damen trifft sich in der Ortsmitte  zum abendlichen Spektakel. 

So langsam erfasst es sie alle, dieses ganz besondere Prickeln im Kampf Mann gegen Mann, das sie so fasziniert. Diese Anspannung vor dem Startschuss, die mit jeder Runde wächst, die man (oder frau) übersteht.

(c) kuestenbrueck

(c) kuestenbrueck

„Das macht den Reiz des Sprints aus: immer das Risiko auszuscheiden. Da bleibt keine Zeit Fehler zu korrigieren, aber das ist ja das Spannende daran. Man muss für die zwei Minuten zu 110 Prozent konzentriert sein“, beschreibt Mitfavorit Simon Stiebjahn was diese Mountainbike-Disziplin ausmacht.

Der Antritt beim Start, das Tempo in den Kurven, die Technik bei den Sprüngen oder über Hindernisse, das Timing bei den Überholmanövern, alles muss zusammenpassen. Und natürlich die Explosivität in den Beinen. Und mit jedem Finallauf mehr auch das Stehvermögen.

Eine gute Qualifikation (ab 12.30 Uhr) zu fahren ist nicht unwichtig, zumal sich daraus die Gegner rekrutieren. Doch einmal schnell um die knapp 800 Meter rasen, das reicht nicht. Die Kraft muss dann vom Achtelfinale (ab 20 Uhr) bis zu Endlauf der besten Vier reichen, wenn man eine Medaille holen will.

Sabine Spitz muss passen

Auf die Olympiasiegerin von 2008 muss der Event leider verzichten. Die Sprint-Meisterin von 2014 hat sich schon im April das Knie verdreht. Was in der olympischen Disziplin Cross-Country kein Problem (mehr) darstellt, ist im Sprint im Blick auf ihre fünfte Teilnahme bei Olympia ein Risiko.

„Es ist sehr schade, dass es nicht klappt und ich habe bis zuletzt gehofft in Bodenmais dabei sein zu können. Die Chancen auf den DM-Titel wären sicher da gewesen. Mein Arzt hat mir aber nun abgeraten um für die Olympischen Spiele nichts zu riskieren“ erklärte Sabine Spitz. Die extreme Belastung beim explosiven Start im Sprint sieht der behandelnde Arzt, Dr. Andreas Gösele von der Crossklinik Basel, kritisch und hat deshalb kein grünes Licht gegeben.

Die Medaillenkandidaten 

Es gibt eine ganze Hand voll Athleten, denen man am Samstag den Titel zutrauen darf. Plus Überraschungen, die es im Sprint fast immer gibt.

Hier folgt ein kleiner Streifzug durch die Reihen der wichtigsten Protagonisten:

Simon Gegenheimer (Remchingen/Rose-Vaujany fueled by Ultrasports, 27) hat zwei Sprint-Weltcups gewonnen, war 2012 und 2013 Deutscher Meister in dieser Disziplin und 2015 zudem WM-Dritter. Auf dem Papier ist er die Nummer eins.

Das sagte er vergangene Woche in einem Interview:

„Weil ich nur drei Wochen Vorbereitung habe, werde ich in Bodenmais nicht ganz erholt sein, aber ich werde voll motiviert sein. Es ist eine DM und jeder will den Titel, wie ich natürlich auch. Es geht aber auch darum Material und Taktik für die WM zu testen. Ich werde also schon mit dem Material am Start stehen, das ich auch bei der WM benutze.“

Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt/Team Bulls, 26) ist ein Allrounder und in drei MTB-Disziplinen erfolgreich. Seit Jahren gehört er zu den besten deutschen Sprintern. 2014 wurde er Deutscher Meister, 2015 knapp geschlagen Zweiter. 2014 war er in Albstadt Weltcup-Fünfter in dieser Disziplin und insgesamt dreimal gewann er die Bundesliga-Sprintwertung.

Am vergangenen Sonntag wurde er im lettischen Sigulda auf der Marathon-Distanz Vierter, einer Disziplin in der Stiebjahn 2015 auch Deutscher Vizemeister wurde. Er kann also lang und kurz. Vor der Sprint-DM sagt er Folgendes: „Der vierte Platz in Lettland war eine Bestätigung für die Form und wichtig für den Kopf. Die Sprint-DM nehme ich mal so mit und schaue was dabei rauskommt. Ich habe mich nicht speziell vorbereitet, aber das habe ich auch die vergangenen Jahre nicht getan. Ich habe am Wochenende keinen Druck, aber wenn ich nicht die Chance auf eine Medaille sehen würde, dann würde ich nicht am Start stehen.“ 

David Horvath (Freiburg/Lexware Mountainbike Team, 20) ist Titelverteidiger. Der gebürtige Reutlinger hat nicht nur schnelle Beine, sondern ist auch ein starker Fahrtechniker. 2015 wurde er hinter Stiebjahn Gesamt-Zweiter in der Bundesliga-Sprint-Wertung und war WM-Zehnter, eine Eintagsfliege ist er also nicht. Horvath kommt direkt aus dem Livigno-Höhentrainingslager mit der Nationalmannschaft.

Nach überstandenem Abitur meint Horvath im Blick auf seine Chancen:  „Von der Vorbereitung her wird es schwerer meinen Titel gegen die starke Konkurrenz zu verteidigen, aber ich werde dennoch alles geben was ich habe um aufs Podest zu kommen.“

Heiko Hog (Breitnau/Freiburger Pilsner-AfK, 21) wurde 2015 überraschend Vize-Europameister im Sprint. Allerdings hatte er zuvor schon gezeigt, dass ihm diese Disziplin liegt. Der Schwarzwälder hat voriges Jahr den Bundesliga-Sprint in Wombach gewonnen, gegen den späteren Europameister Jeroen van Eck aus den Niederlanden und war am Ende Gesamt-Dritter der Serie. Im Mai war er in Huskvarna, Schweden, Zehnter der Europameisterschaften, nachdem er im Viertelfinale von einem Konkurrenten zu Sturz gebracht wurde.

Heiko Hog: „Bei der EM hat es sich eigentlich ganz gut angefühlt, mal schauen ob sich das bei der DM wiederholen lässt. Ich will keine großen Töne spucken, die Konkurrenz ist groß. Es gibt bestimmt fünf, sechs, sieben Kandidaten. Man muss ziemlich konzentriert und auf der Hut sein.“ 

Christian Pfäffle (Neuffen/Stevens MTB Racing, 23) hat 2013 in Nove Mesto als Zweiter einen Sprint-Weltcupsieg nur knapp verpasst. Bei der Premiere-WM 2012 war er Vierter. Die erste Auflage der Eliminator-DM beendete er als Zweiter, ein Jahr später Dritter. Das sind genügend Bestätigungen für seine Qualitäten in dieser Disziplin. Nach zwei schwierigen Jahren ist der Schwabe wieder zurück in der Erfolgsspur.

Im Blick auf die Sprint-DM sagt Pfäffle: „Ich freue mich wieder mal ins Sprint-Geschehen einzugreifen. Ich bin ja schon lange keinen Sprint mehr gefahren. Für mich ist es ein Intervall-Training im Blick auf die (Cross-Country-) Weltmeisterschaften Wenn der Kurs passt, ist das Halbfinale drin.“ 

Vitus Wagenbauer (Miesbach/Herbaria, 25) war bei der EM in Schweden Elfter, ebenfalls unglücklich von einem Konkurrenten im Viertelfinale zu Fall gebracht und im Vorjahr bei den Europameisterschaften Zwölfter. Das Kraftpaket hat sicherlich Medaillenchancen, genauso wie Marco Schätzing (Dresden/Fujibikes-Rockets, 31), der seit Jahren als einer der besten deutschen Sprinter gilt und 2015 DM-Vierter war. Diese Saison konnte er in Antwerpen schon einen Lauf der Citysprint-Serie für sich entscheiden, unter anderem gegen Ex-Weltmeister Fabrice Mels aus Belgien.

Keinesfalls unterschätzen sollte man auch Felix Klausmann (Hausach/Link Rad Quadrat, 19). Als 18-Jähriger war er im vergangenen Jahr im hessischen Ortenberg die Überraschung, die es im Sprint immer wieder gibt und holte sich Bronze.

Und dann ist da noch Heiko Gutmann (Lexware Mountainbike Team/Münstertal, 29), der im Sprint-Weltcup zwei sechste Plätze verbuchte und eine DM-Bronze-Medaille 2014. In dieser Saison hat er sich bis jetzt rar gemacht, aber das muss nichts heißen.

Damen: Top-Favoritin aus dem Allgäu

Nadine Rieder (Sonthofen/AMG-Rotwild, 26) gehört bei den Damen zweifellos zu den heißesten Anwärterinnen auf den Titel. Sie ist eine Allrounderin, aber im Sprint gehört zu den Allerbesten, nicht nur in Deutschland. Der vierte Platz bei der WM 2013 und der Siebte 2015 belegen das genauso wie der fünfte bei der EM 2015.

Im Interview sagte die Allgäuerin vergangene Woche:  „Die Sprint-DM ist mir schon wichtig. Ich habe zwar dieses Jahr nichts Spezielles dafür gemacht, aber das habe ich auch letztes Jahr nicht mehr. Die Disziplin liegt mir und macht mir Spaß. Es wäre natürlich sehr schön, wenn ich den Titel verteidigen könnte.“ 

Lena Putz (Hutthurm/Entireinfra Genesis, 22) war 2014 Vize-Meisterin, im Jahr zuvor Sechste bei der WM und sie hat in ihrer Sprint-Bilanz auch einen elften Platz von der EM 2014 stehen. Gerade hat sich den bayrischen Meistertitel im Cross-Country geholt.

Mit auf der Meldeliste steht auch die Premieren-Meisterin im Sprint, Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing, 30) aus Schönaich. Die Form passt bei ihr, wie sie zuletzt in der Cross-Country-Disziplin mit einem siebten Rang beim Weltcup in Albstadt und einem fünften beim Swiss Bike Cup in Gränichen gezeigt hat.

Lena Wehrle (Buchenbach/Superior Mio Wildschönau, 23) hat über Jahre gezeigt, das sie eine starke Sprinterin ist. Zum ganz großen Durchbruch hat es noch nicht gereicht, aber warum sollte das nicht in Bodenmais passieren?

Ihre Teamkollegin Laura Dold (Kirchzarten, 17) gehört noch dem Lager der Juniorinnen an, die beim Sprint ja in der gleichen Klasse starten wie die Elite. Sie war 2015 schon Sechste, direkt hinter Wehrle.

Die Schwarzwälderin gibt zu Protokoll: „Die Ausgangslage ist schwer einzuschätzen, da ich dieses Jahr noch keinen Sprint gefahren bin. Aber ich denke mit den letzten Trainingseinheiten müsste ich gut vorbeireitet sein. Ins Finale zu kommen ist auf jeden Fall ein Ansporn.“  

Mehr zur Sprint-DM auf http://www.mtb-bodenmais.de/de/

Quelle: PM Skyder Sportpromotion

Über den Autor

Dominik V.

Dominik ist Mitbegründer und hat bis Dezember 2022 gemeinsam mit Klaus den Blog Rund-ums-Rad.info betrieben. Er ist aktiv bei nationalen Cross-Country und Rennradrennen am Start.

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