Bike Reifen

Pirelli Scorpion Trail H / R – Etwas zu zahnlos?

Pirelli hat mittlerweile ein relativ großes Portfolio, was Reifen im Mountainbikebereich angeht. Hier konnten wir schon die Endurovarianten testen und warenvon der mehr oder weniger Erstkreation aus dem Hause Pirelli, recht angetan. Entsprechend hoch waren unsere Erwartungen an die Modelle Trail H und Trail R. Wir haben für euch getestet, wie die Reifen im Nutzungsprofil eines Trailbikes performen.

Pirelli Scorpion Trail H / R

Bevor wir direkt in den Testbericht einsteigen, wollen wir euch zu den gegebenen Rahmenbedingungen abholen:

  • Testreifen: Scorpion Trail H in 29×2,4 SmartGrip Compound und ProWall Karkasse (Gewicht gewogen: ca. 880 g) / Scorpion Trail R in 29×2,4 SmartGrip Compound und ProWall Karkasse (Gewicht gewogen: ca. 980 g)
  • Testrad: Santa Cruz Tallboy (120/130mm Trailbike) jeweils mit Pirelli/Aerothan TPU Schläuchen.
  • Einsatzgebiet: Hometrails von lehmig, über Nadelwald bis hin zu felsig verblockt haben wir für euch alles unter die Stollen genommen
  • Fahrer: Max´Fahrstil lässt sich als flüssig und sauber beschreiben. In Steinfeldern wählt er eher die materialschonendere Linie als die schnellere, aber aggressivere „Haudrauf“ Linie. Fahrfertig wiegt er ca. 70 kg.

Nun etwas zum Reifen selbst, Pirelli beschreibt das H Modell der Trail Variante als Spezialisten für trockene und harte Böden, insbesondere wenn es um geringen Rollwiderstand und möglichst hohen Speed geht. Das R-Modell soll die perfekte Wahl für das Hinterrad sein und einen guten Kompromiss aus Rollwiderstand und Grip bzw. Bremstraktion bieten. Wir sind gespannt, wie die Reifen auf dem Trail arbeiten werden.

Die Reifen

Schon beim ersten Auspacken der Reifen fällt auf, dass das Profil sehr minimalistisch gehalten ist. Auf den ersten Blick erinnert insbesondere der H Vorderreifen eher an einen XC Reifen. Das Profil ist sehr flach und dicht gehalten, die Außenstollen etwas ausgeprägter als das Mittenpofil. Ähnlich ist auch der erste Eindruck der R Variante für das Hinterrad. Hier ist das Profil im ganzen zwar etwas ausgeprägter und die einzelnen Stollen etwas gröber gehalten, aber im Vergleich zu Mitbewerbern wie dem Nobby Nic zeigt sich das Profil dann doch eher reduziert.

Aufgrund der sehr minimalistischen Ausrichtung die in unseren Augen eher in Richtung XC denn Trail geht, haben wir ein sehr geringes Gewicht der Reifen erwartet. Hierbei überschreiten die Reifen etwas das angegebene Gewicht. (Hinterrad Angabe 930 g, gewogen 980 g / Vorderrad Angabe 870 g, gewogen 880 g) Doch wir wollen uns nicht vom ersten Eindruck blenden lassen, ab auf den Trail!

Die R Variante am Hinterrad zeigt etwas mehr Zähne

Die R Variante am Hinterrad zeigt vor allem bei den Seitenstollen etwas „mehr Zähne“

Auf dem Trail

Die ersten Meter zeigen, was die Optik verspricht. Die Kombination des H Reifens an der Front und des R Reifens am Heck rollt insbesondere auf Teer und befestigten Boden sehr gut, im Vergleich zu Nobby Nic & Co deutlich besser. Biegen wir in den Wald ein überzeugt uns der Reifen auch in steileren und technischeren Uphills mit einer guten Traktion am Hinterrad, auch bei leicht nassen Bedingungen.

Im Uphill hat uns neben dem geringen Rollwiderstand auch die Traktion in technischen Anstiegen gefallen

Im Uphill hat uns neben dem geringen Rollwiderstand auch die Traktion in technischen Anstiegen gefallen

Geht es bei denselben, nassen Bedingungen dann auf dem Trail bergab funktionieren die Reifen nur noch in einem beschränkten Fenster gut. Befinden wir uns auf schnellen, nicht zu steilen Trailpassagen ohne harte Bremspunkte ist alles in Ordnung. Wird es aber steiler und der Einsatz der Bremse ist gefordert, setzt sich insbesondere der H Vorderreifen mit seinem sehr flachen Profil äußerst schnell zu und der Grip reißt recht unkontrolliert ab. Da dem H leider ausgeprägten Seitenstollen fehlen, hilft auch kein beherztes „einkanten“ in Kurven.
Die R Variante am Hinterrad hält hier die Fahne zwar etwas länger hoch, kapituliert dann aber ebenfalls nach kurzer Zeit mit einem vollgesetzten Profil.

Auf flacheren, flowigen Trails fühlt sich der Reifen auch im nassen noch wohl - Wird der Boden weicher und loser gerät er jedoch an seine Grenzen

Auf flacheren, flowigen Trails fühlt sich der Reifen auch im nassen noch wohl – Wird der Boden weicher und loser gerät er jedoch an seine Grenzen

Kommt die Sonne raus und die Trails trocknen ab, funktionieren die eher XC lastigen Reifen aus dem Hause Pirelli deutlich besser, insbesondere auf schnellen, eher flachen Trails mit hartem Boden. Hier liegt der Grundspeed aufgrund des geringen Rollwiderstandes höher als bei der Konkurrenz und auch Brems- und Kurvenverhalten überzeugen.

Hardpack liegt sowohl der H, als auch der R-Variante gut. Der leicht nasse Trail auf diesem Bild stellt ebenfalls noch kein Problem für die Reifen dar.

Hardpack liegt sowohl der H, als auch der R-Variante gut. Der leicht nasse Trail auf diesem Bild stellt ebenfalls noch kein Problem für die Reifen dar.

Biegen wir auf ruppigere, verwurzelte und steinige Trails ab kommen die Trailreifen und Ihre ProWall  Karkasse an ihre Grenzen. Hier kann die ProWall Karkasse trotz Ihres hohen Gewichtes nicht mit der vergleichbaren EXO Karkasse von Maxxis mithalten. Bei niedrigem Luftdruck und passabler Eigendämpfung knickt der Reifen in Kurven weg und kassiert auf Steinen und Wurzeln Durchschläge. Mit angepasstem Luftdruck bleiben diese zwar aus, so leidet aber die Eigendämpfung und der Grip der Reifen deutlich. Somit mussten wir einen etwas höheren Luftdruck mit weniger Dämpfung in Kauf nehmen, als bei vergleichbaren Reifen von Maxxis oder Schwalbe.

Werden die Einschläge auf dem Trail härter gerät die ProWall Karkasse der Pirelli an Ihre Grenzen - Dämpfung muss hier einem höheren Luftdruck weichen um Durschläge und Wegknicken des Reifens zu verhindern

Werden die Einschläge auf dem Trail härter gerät die ProWall Karkasse der Pirelli an Ihre Grenzen – Dämpfung muss hier einem höheren Luftdruck weichen um Durschläge und Wegknicken des Reifens zu verhindern

Pirelli stellte uns für den Test einen hauseigenen Scorpion SmarTube TPU Schlauch zur Verfügung den wir am Hinterrad montierten. Am Vorderrad fuhren wir den aus vorigen Tests schon bewährten Aerothanschlauch von Schwalbe. In den ersten 100-200 Km erwiesen sich die Reifen als Pannensicher, dann war leider der Wurm drin. Erst hatten wir einen Schleichplatten mit dem Scorpion SmarTube am Hinterrad, der sich dann mit einem Aerothanschlauch wiederholte. Auch das Vorderrad blieb nicht verschont und war ein paar Stunden nach einer Tour auf einmal Platt.

Nicht ganz stichfest - Leider ereilten uns während der Testdauer an beiden Reifen Schleichplatten.

Nicht ganz stichfest – Leider ereilten uns während der Testdauer an beiden Reifen Schleichplatten.

Fazit Pirelli Scorpion Trail H / R

Die Pirelli Trail Reihe wird mit den von uns getesteten Varianten H & R leider nicht ganz dem Namen gerecht. Wir sehen die Reifen aufgrund ihres sehr flachen und gering ausgeprägten Profiles vielmehr als XC Reifen, denn als Trail Reifen. Auf schnellen, nicht allzu ruppigen und steilen Trails machen die Reifen eine sehr gute Figur und spielen insbesondere auf harten Böden ihren Geschwindigkeitsvorteil gegenüber grobstolligeren Derivaten aus. Wer also nicht viel auf losem Boden und ruppigen Trails unterwegs ist, sondern vielmehr Strecke machen und dabei den ein oder anderen Trail mitnehmen möchte, kann mit den Trail Varianten H & R von Pirelli glücklich werden.

Über den Autor

Max

Max fährt seit 2010 Downhill und begeistert sich seit 2013 auch für Enduro. Neben dem Mountainbiken ist das Fotografieren und Filmen seine Leidenschaft. Sein bevorzugtes Bike-Revier ist der vordere Odenwald.
RideOn Max

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