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Im Interview: MTB XCO Nachwuchshoffnung Julian Schelb

Seit seinem überraschenden U23 Vizeweltmeistertitel im letzten Jahr gilt er neben Gesamtweltcupsieger Schulte-Lünzum als größte MTB XCO Nachwuchshoffnung Deutschlands. Nach der daraus resultierenden Unterzeichnung eines Profivertrages beim schillernden Multivan Merida Biking Team, blickt nun die gesamte Weltelite auf ihn. Bei uns im Interview schildert er, wie es zum riesigen Erfolg bei der WM kam, was er sich nun von der Saison erhofft und wie sein Leben als Profi nun aussieht…

gd130857_color_20140220_1883195999-2(Quelle der Bilder: Pictureservice Multivan Merida Biking Team)

Hi Julian, vielen Dank, dass du dir Zeit für unsere Leser nimmst. Stell dich bitte kurz vor.

Hallo mein Name ist Julian Schelb, ich bin 21 Jahre alt und im schönen Schwarzwald im Münstertal aufgewachsen, wo ich auch die Freude am Mountainbiken gefunden habe. Seit Anfang diesen Jahres wohne ich aber in Erlen TG (Thurgau) in der Schweiz, weil dort auch mein Coach Ralph Näf wohnt. (Anm. d. Redaktion: Der 33 jährige Ralph Näf (Team BMC) ist selbst Weltcupprofi und gekrönt durch Schweizer Meister-, XCE Weltmeister-, sowie XC Europameistertitel und gilt als einer der erfahrensten Mountainbikesportler der Welt) Wir können so sehr viel und effektiver zusammen arbeiten. Im Jahr 2012 habe ich mein Abitur am Technischen Gymnasium in Freiburg i. Br. gemacht. Seit diesem Jahr bin ich Mountainbike-Profi und fahre für das MULTIVAN-MERIDA-BIKING-TEAM.

Wie bist du eigentlich zum Rennsport gekommen?

Meine Eltern und meine Onkel fahren viel Mountainbike und sind früher selbst Rennen gefahren. Sobald ich Rad fahren konnte, haben wir Touren/Familienausflüge auf dem Rad gemacht. Und mit 6 Jahren bin ich meine ersten beiden Rennen gefahren, aber noch nicht besonders erfolgreich.

Das kann man bei deinen letzten Erfolgen eigentlich gar nicht glauben. Mit dem XCO U23 Vizeweltmeistertitel in Südafrika hast du 2013 ein großes Ausrufezeichen für die Deutsche Szene gesetzt. Zu Beginn der Saison sah es aber nicht nach einer so genialen Saison aus. Wie kam es zu dieser starken Leistungssteigerung? 

gd129262_20140220_1260214915Ich bin vor der Saison 2013 nicht so gut durch den Winter gekommen, ich war mehrfach krank und habe noch zwei Magendarminfekte gehabt. Der zweite Magendarminfekt war genau eine Woche vor dem Weltcupauftakt in Albstadt, ich musste Antibiotika nehmen und habe länger als gedacht gebraucht, um mich wieder davon zu erholen.

Nach diesen Problemen haben Ralph und ich entschieden, dass wir etwas ändern müssen. Ralphs Eltern haben mir angeboten über den Sommer bei Ihnen zu wohnen, vielen Dank nochmal dafür! Ab diesem Zeitpunkt lief alles nahezu perfekt und ich konnte mich deutlich steigern.

Nach dieser großen Leistung durftest du deinen ersten Profivertrag beim Team Multivan Merida unterschreiben. Hast du heimlich mit dem Anklopfen eines Profiteams gerechnet oder kam es überraschend für dich? Du bist ja neben dem deutschen Meister Pfäffle und dem Weltcupsieger Schulte-Lünzum auch nicht der einzige U23 Topfahrer Deutschlands.

Ich habe mir vor der Saison fest vorgenommen das maximal mögliche rauszuholen und damit einen Profivertrag zu bekommen. Ich habe nach dem Abitur nicht direkt mit einem Studium weiter machen wollen und es schien mir nah ein Jahr voll auf den Radsport zu setzen. Ich wollte schauen, ob ich das schaffen kann und ob es mir auch Spaß machen würde. Nach der ersten, schwächeren Saisonhälfte habe ich nicht mehr so fest daran glauben können, ob ich das auch von der Leistung her schaffen kann. Doch wir haben gut weitergearbeitet und es hat sich gelohnt!

Musstest du lange überlegen deine Unterschrift abzugeben? Schließlich ist der Einstieg in den Profisport stets ein kleines Risiko und es ist unklar, ob es finanziell eine sichere Zukunft beschert.

gd132184_20140220_1494885664Nein, ich musste wirklich nicht lange überlegen, ob ich unterschreiben werde. Das „Profileben“ wie ich es durch Ralph letztes Jahr kennengelernt habe, hat mir sehr gefallen und es ist eine sehr coole Art zu leben!

Klar muss man auch an die Zukunft denken, einen Studienplatz hätte ich auch schon gehabt, aber ich habe zu lange darauf hingearbeitet, um jetzt diese Chance nur „halbherzig“ zu nutzen und ein Studium neben dem Profisport parallel zu versuchen. Ich will mir später nicht vorwerfen, es nicht wirklich 100% versucht zu haben.

Nun bist du neben einigen Stars der Szene wie Hermida und Gunn-Rita Dahle Teil eines der stärksten MTB Teams. Wie ist das Zusammenleben bei euch im Team und wie sehr kannst du von ihnen profitieren? 

Ich war dieses Jahr schon ein paar Wochen mit dem Team auf Mallorca und Zypern unterwegs und ich muss sagen, dass das Zusammenleben sehr entspannt ist. Wir sind wie ein große Familie. Wenn man Fragen hat, ist jeder bereit einem weiter zu helfen. Am meisten profitiert man aber unbewusst von den anderen wie Jose oder Gunn-Rita, wenn man mit ihnen einfach den Tagesablauf mitmacht wie z.B. Essen, Dehnen, Frühsport oder auch Relaxen.

gd129654_color_20140220_1613313884Wer den Spaßvogel Hermida und das Team mal erlebt hat, weiß jedoch, dass der Spaß auch als Profi nicht vernachlässigt wird.

Wirst du nun als Profi nur noch mit deinem Team unterwegs sein und mit ihnen trainieren oder geht es noch viel nach Hause? Hat sich das Leben für dich nun stark verändert?

Trainiert wird grundsätzlich Zuhause mit den Trainingskollegen im Umkreis, vor allem wenn die Rennen in Europa sind.
Im April sind wir mit dem Team aber 3,5 Wochen für die Weltcups in Südafrika und Australien zusammen unterwegs, in dem Fall versuchen wir schon so viel wie möglich zusammen zu trainieren und auch gegenseitig von einander zu profitieren.
Ja, mein Leben/Alltag hat sich sehr stark verändert. Ich kann mich nun zu 100% auf den Sport konzentrieren und das tun was mir gut tut, um schnell Rennen zu fahren. Dazu gehört auch zu einer angenehmen Zeit aufzustehen. 😛

gd131830_20140220_1548904227Auch das gehört nun zu seinem jungen Leben: Pressecamp 2014 auf Mallorca

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Du hast es vor zwei Wochen beim Afxentia Etappenrennen als junger U23 Fahrer bei harter Konkurrenz gleich drei Mal in die Top 5 geschafft und hast auch erfahrenere Teammitglieder geschlagen. War das zu erwarten?

Zu erwarten war es nicht unbedingt, umso mehr habe ich mich darüber gefreut. Ich konnte mit vielen Weltklassefahren mithalten und sie zum Teil auch auf Distanz halten, das gibt einem Mut und Selbstvertrauen für die kommende Saison.

Lässt dieses Ergebnis auf eine großartige Saison schließen oder ist es für solche Annahmen noch zu früh?

Meine Ziele sind hoch für diese Saison aber es ist noch wirklich sehr früh, um daraus Schlüsse ziehen zu können, wie die Saison werden wird. Es ist im Sport ja nicht immer so einfach zu sehen was kommen wird.

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Was steht nun in den nächsten Wochen für dich an, bis ihr nach Südafrika zum Weltcupauftakt reisen werdet?

Am Wochenende werde ich den BMC-Cup in Buchs (CH) fahren, danach werde ich endlich wieder mal nach Hause fahren ins Münstertal und dort meine alten Trails unsicher machen. Am 6. April werde ich dann noch den zweiten BMC-Cup in Tesserete/Lugano fahren und am Tag darauf mit dem Team nach Südafrika fliegen.

Worauf wirst du dich 2014 fokussieren? 

Es gibt viele Ziele dieses Jahr. Ich will aber vor allem eine konstant gute Saison fahren und im Gesamtweltcup vorne dabei sein. Aber mir sind auch die Heim EM in St. Wendel und die WM am Ende sehr wichtig. Den Saisonhöhepunkt habe ich auf der WM in Hafjell (Norwegen).

Auf den immer spektakuläreren Strecken des Weltcups wird nicht nur der Fahrer, sondern auch das Material stark gefordert. Könntest du dein Bike kurz beschreiben? 

Ich werde dieses Jahr hauptsächlich mit dem BIG.NINE (Hardtail) unterwegs sein, das Renngewicht liegt bei ca. 8,7kg. Meine Lenkerbreite beträgt 660mm und ich fahre mit der XX1 von SRAM hauptsächlich mit dem 34er Kettenblatt, damit bin ich bis jetzt überall hoch gekommen. Meine Lieblingsreifen sind der Aspen von MAXXIS auf den Carbonlaufrädern von Fulcrum, die ich grundsätzlich Tubeless (mit Dichtmilch) fahre.

Vielen Dank für das Interview und die Einblicke in dein Leben. Wir wünschen dir viel Glück für die kommende Saison!

Mehr zum Team könnt ihr auf der super Facebookpage des Multivan Merida Biking Teams erfahren.

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 Euch hat das Interview gefallen?

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Anmerkung: Quelle der Bilder und ©: Pictureservice Multivan Merida Biking Team (Pressecamp Mallorca)

Über den Autor

Dominik V.

Dominik ist Mitbegründer und hat bis Dezember 2022 gemeinsam mit Klaus den Blog Rund-ums-Rad.info betrieben. Er ist aktiv bei nationalen Cross-Country und Rennradrennen am Start.

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