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(PM) Stützräder: abgeschrieben und abgeschraubt

PM / pf-f – Hersteller reagieren auf die gestiegenen Kompetenzen der „Generation Laufrad“ und nehmen Stützräder als Radfahr-Lernhilfe aus ihrem Programm.
Zu den Ursachen und Hintergründen sprach der pressedienst-fahrrad mit Fahrradexperten und mit einem der größten Kinderradhersteller Deutschlands.

Dort, wo Kinder frei herumradeln dürfen, ist Radfahren nicht immer einfach - zum Beispiel auf den Kieswegen im Park. Auch in geschützen Bereichen ohne Autoverkehr sollte der Helm also ruhig getragen werden.
Immer weniger Kinder beginnen ihre Radfahrkarriere mit Stützrädern. „In den vergangenen Jahren hat sich das Erlernen des Fahrradfahrens grundlegend verändert“, erklärt Gunnar Fehlau, zweifacher Vater und Autor des „Familien-Fahrrad-Buchs“.
Noch vor wenigen Jahren wurden die ersten Fahrversuche der Drei- bis Fünfjährigen meist mithilfe von Stützrädern gemeistert. Heute hingegen steigen immer mehr Kinder zuerst auf ein Laufrad – meist bereits im Alter von zwei oder drei Jahren.
Ihre motorische und kognitive Radfahrausbildung beginnt somit wesentlich früher. „Wenn Kinder heute auf ihr erstes Fahrrad steigen, haben sie durch Laufrad und Roller bereits einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn entwickelt“, weiß Guido Meitler vom Kinderfahrzeughersteller Puky. Das Radfahrenlernen beschränke sich bei der „Generation Laufrad“ dann im Wesentlichen auf das Verinnerlichen des Pedalierens und der Bremsen; Balance und Lenkdynamik sind bereits weit ausgebildet.

Grundausstattung: Sicher fahren

Auf ihren kleinen Rädchen entwickeln die jungen Piloten teils beachtliche Geschwindigkeiten, die sie nicht immer kontrollieren können. Mit Helm sind alle Beteiligten auf der sicheren Seite.Stützräder werden demnach im Lernprozess überflüssig – wenn sie es nicht schon seit jeher waren. Davon nämlich ist Lilo Franzen von der Bonner Fahrradschule für Kinder überzeugt. Die Expertin spricht gar vom „Verlernen des Gleichgewichts“:
„Durch die Verwendung von Stützrädern wird Fehlkoordination abgespeichert, die dann
mühevoll ,überschrieben‘ werden muss.“

Fähigkeiten wie die richtige Gewichtsverlagerung bei der Kurvenfahrt könnten mit Stützrädern einfach nicht geübt und automatisiert werden. Auch gebe es Fahrsituationen, in denen von Stützrädern sogar Gefahren ausgehen: Fährt ein Kind so nah am Bordstein entlang, dass ein Zusatzrad über diesen hinausragt, fällt das Kind bei einer Gewichtsverlagerung in diese Richtung ins Leere. Bei flotter Kurvenfahrt können Stützräder zudem dazu führen, dass das Kind nach außen kippt, weil das Rad eine Gewichtsverlagerung zur Kurveninnenseite verhindert.

Grundausstattung: Sicher stehen

„Diese Erkenntnis sorgt dafür, dass Stützräder immer seltener montiert werden“, erklärt Fehlau.
Während Stützräder lange zur Grundausstattung von Kinderrädern gehörten, reagieren Hersteller wie Puky inzwischen auf die geänderten Bedürfnisse der kleinsten Radler: Der Kinderfahrzeughersteller aus Wülfrath liefert seit Anfang 2014 seine kleinsten Räder standardmäßig ohne Stützräder aus. Stattdessen haben die 12-Zoll-Modelle nun serienmäßig einen Seitenständer montiert. „Den braucht nämlich jedes Kind, Stützräder hingegen nicht!“, so Meitler.

Persönliche Erfahrungen von Rund-ums-Rad

Als Familienvater von zwei Kindern haben wir auch von Anfang an auf Laufräder gesetzt. Wir konnten schnell feststellen, dass die Kinder ohne Probleme damit zurecht kommen. Jedoch haben wir auch bemerkt, dass vorhanden Bremsen noch des guten Zuviel sind für die Kleinen. Von daher muss das erste Laufrad nicht unbedingt eine Bremse haben.
Der Umstieg auf ein Kinderfahrrad war dann im Grunde relativ einfach. Man benötigt lediglich etwas Platz, damit die Kinder sich mit der neuen Situation des Pedalierens in Ruhe auseinandersetzen können. Also man sollte nicht direkt in der Großstadt damit anfangen.
Aber im Großen und Ganzen kapieren die Kids alles recht schnell.
Man darf vor allem bei der Stützradvariante aus meiner Sicht eines nicht vergessen.
Die Kinder lernen hier das Kurvenfahren völlig falsch. Während sich ein Kinderrad mit Stützrädern in einer Rechtskurve oben nach links neigt, tendiert das Kind dazu sich in die Kurve zu legen. Fahrrad also nach links, Kind nach rechts.
Beim Laufrad legen die Kinder dieses zwar nicht in die Kurve, neigen es aber aufgrund der Gewichtsverlagerung automatisch in das Kurveninnere.
Man muss dem Kind dann später also nicht erst wieder beibringen wie man um eine Kurve fährt.

Bildquelle: pd-f / abus

Über den Autor

Lefdi

Hobbybiker und derzeit unterwegs mit einem All-Mountain "No Pogo 3" von Centurion.
Gerne auch mal zu Fuß in den Bergen unterwegs um die Natur zu genießen. PayPal-Kaffeespende an den Autor

1 Kommentar

  • […] Am Anfang haben viele Kleinkinder Schwierigkeiten beim Balancieren auf dem Rad. Stützräder können hierbei eine Hilfe sein, um den Kleinsten die Angst zu nehmen. Jedoch sollten Eltern bedenken, dass durch die regelmäßige und dauerhafte Nutzung von Stützrädern die Weiterentwicklung des dynamischen Gleichgewichts leiden. Kinder gewöhnen sich schnell an die trügerische Sicherheit, die Stützräder bieten. Ausgleichsbewegungen und Gewichtsverlagerungen sind nicht nötig, weil die Stützräder diese Funktion übernehmen, ein Umfallen und Kippen ist kaum möglich. Werden die Stützräder abgenommen, haben viele Kinder markante Probleme und benötigen oft mehr Zeit, um selbstständig balancieren und sicher fahren zu können. Ganz Interessant und auch brandaktuell ist hierzu ein Bericht des Pressedienst-Fahrrad zum Thema Stützräder. […]

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