Am vergangenen Wochenende wurden in Bad Wildbad die Deutschen Meisterschaften im Downhill ausgetragen. Dabei setzten sich Harriet Rücknagel und Marcus Klausmann an die Spitze des Feldes, wobei das Rennen kaum an Spannung zu überbieten war.
Zum 21. Mal wurden die Titel des Deutschen Meisters und der Deutschen Meisterin in der Mountainbike-Disziplin Downhill vergeben. Dieses wurde nun schon zum sechsten Mal in dem Schwarzwälder Kurort Bad Wildbad auf der wohl schwierigsten Strecke Deutschlands ausgetragen. Im Rahmen des iXS German Downhill Cups, zu dem sich gut 450 Teilnehmer aus 13 Nationen einfanden, wurde neben den Punkten für die Cupwertung auch das begehrtestes Trikot Deutschlands in Sachen Downhillsport an alle Fahrerinnen und Fahrer mit einer Deutschen Rennlizenz vergeben.
Am Freitag stand der obligatorische Trak Walk an. Bei besten Wetterbedingungen konnten sich die Teilnehmer schon einmal die Strecke zu Fuß ansehen. Zu sehen bekamen sie eine echt harte Strecke, die aus felsigem und steinigem Untergrund bestand, gepaart mit Wurzelpassagen und Highspeed-Sektionen. Grade wegen des Sonnenscheins wurden die Felsen durch die trockenen und somit sehr staubigen Verhältnisse äußerst glatt. Wenn man sich hingegen die nackten Zahlen der Strecke anschaut – 2,1 km lang und 250 Hm –, dann wirkt das nicht unbedingt extrem. Aber diese wohl recht einzigartige Mischung der Strecke wird dem Anspruch einer echten Meisterschaftsstrecke mehr als gerecht. Nach dem Trak Walk stand das freie Training auf dem Plan bevor es einen Tag später nach dem Pflichttraining die Seeding Runs gab.
Bei den ersten gezeiteten Läufen konnten schon die eine oder andere Duftmarke gesetzt werden. In der Klasse Elite Women konnte Harriet Rücknagel (GER – RAD-ART) die Bestzeit des Tages erzielen. Dieses war jetzt keine allzu große Überraschung, jedoch konnte keiner 100%ig ihren Leistungsstand einschätzen, da dieses ihr erstes Rennen des Jahres war. Bei den Herren in der Klasse Elite Men war es wie bei den Damen Harriet Rücknagel der aktuelle Titelträger Johannes Fischbach (GER – Ghost Factory Racing), der die Bestzeit des Tages von 3:15.268 min. markierte. Allerdings lagen noch zwei ehemalige Titelträger dicht auf. Mit nur 8 Zehntelsekunden Rückstand kam Benny Strasser (GER – Bikeunit Double Distribution) auf Platz 2 des Seeding Runs, dicht dahinter der vielfache Deutsche Meister Marcus Klausmann (GER – Ghost Factory Racing) nur 2,5 Sekunden Abstand. Somit stand einem sehr spannenden Rennen am Sonntag nichts mehr im Wege.
Die Wetterbedingungen hätten am Finaltag nicht besser sein können: Herrlichster Sonnenschein und warme Temperaturen sorgten dafür, dass richtig viele Zuschauer an die Strecke kamen und für ordentlich Stimmung sorgten. Bereits ab mittags ging es mit den Rennen los. Zuerst gingen die nichtlizenzierten Klassen auf den Kurs. Kurz darauf waren es die Fahrer der Masters-Klasse, die den ersten Deutschen Meister des Tages unter sich ausfuhren. Über 30 Fahrer traten zum Kampf um das begehrte Trikot bei der Fraktion 30+ an. Als erster durfte es sich Marco Beba (GER – Propain Factory Racing) mit einer recht ordentlichen Zeit im Red Bull Hot Seat bequem machen, bis Markus Höhns (GER) ihm den Platz streitig machte. Allerdings sollten die richtig großen Favoriten in der Klasse noch kommen. Jedoch war es keinem so richtig möglich die Zeit von Höhns zu unterbieten. Auch der amtierende Dt. Meister Fabian Arzberger (GER – RidingStyle) aus Heidelberg blieb hinter seinen Erwartungen. Der als letzter gestartete Nino Antic (CRO – Giant) war auch der einzige, der die Bestzeit von Höhns unterbieten konnte. So gewann der viermalige kroatische Meister zwar das Rennen und sicherte sich den Sieg beim iXS German Downhill Cup, jedoch wurde als bester Deutscher Markus Höhns auf Platz zwei Deutscher Meister in der Klasse Masters.
Nach den alten Herren ging es für die jungen Wilden um alles. Die Junioren Fahrer (U19) erhielten aufgrund der DM diesmal eine eigene Klasse, da auch hier ein Meister gekürt werden sollte. Als erstes durfte ein Local auf die Strecke. Joshua Barth (GER – Solid Team Bad Wildbad) legte mit 3:27.638 min. eine amtliche Zeit hin, die am Vortag noch gute 5 sec. Vorsprung in seiner Klasse bedeutet und bei den Elite Men sogar für einen guten 7. Platz gereicht hätte. Somit war er derjenige, der von den knapp 30 Fahrern gejagt wurde. Aber irgendwie schien er den Hot Seat für sich gepachtet zu haben, denn keiner konnte auch nur annähernd an seine Zeit heran kommen. Der einzige, dem noch zugetraut wurde die Zeit von Barth zuschlagen, war Ferdinand Brunold (GER – Bergamont). Da dieser jedoch nicht ins Ziel kam hieß der Deutsche Meister in der Klasse Junioren Joshua Barth. Vizejuniorenmeister wurde Siegfried Zellner (GER – Mauna Loa DH Pro Racing).
Eine Altersklasse darunter, in der U17, konnte ein Fahrer das Rennen und somit den Titel des Deutschen Meisters für sich entscheiden, den hierzulande wohl kaum jemand kennen mag. Silas Grandy (GER – Moto Club Faro) lebt in Portugal, hat aber eine deutsche Nationalität und wird somit den Meistertitel mit in seine Heimat nehmen. Es mag vielleicht an den gewohnt heißen Temperaturen in seiner Wahlheimat, die ihm einen kleinen Vorteil verschaffen haben.
Bei den Elite Damen haben eigentlich alle mit einer Titelverteidigung von Harriet Rücknagel gerechnet. Jedoch musste sie wie jede andere Fahrerin auch erst einmal einen sauberen Run ins Ziel bringen. Grade als die letzten Damen auf die Strecke gingen wurde es richtig spannend. Als Drittletzte ging Kim Schwemmer (GER – Herobikes Combat Unit) auf den Kurs und konnte die Bestzeit des Vortages von Rücknagel im Seeding Run mit über 2 sec. unterbieten. Somit blieben noch zwei Fahrerinnen übrig. Die als Vorletzte gestartete Nicole Beege (GER – Liteville) konnte nichts ausrichten und so blicken alle gespannt auf die Zeit von Rücknagel. Bei einer Zeit von 4:08.603 min. blieb die Uhr für sie stehen, was einen hauchdünnen Vorsprung von grade einmal 8 Zehntelsekunden bedeutet. Somit war es eine knappe Titelverteidigung und die Deutsche Meisterin (Elite Damen) heißt erneut Harriet Rücknagel. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Kim Schwemmer und Sandra Rübesam (GER – Propain Bikes).
Noch spannender als bei den Damen ging es in der Klasse Elite Men zu. Eine sehr solide Zeit legte schon recht früh im Rennen Christian Textor (GER – Team Bulls) vor. Bei ihm stoppte die Uhr bei 3:20.785 min., was aber auch recht sicher bedeutete, dass es nicht zum Sieg reichen würde. Immerhin waren es ja noch über 30 Fahrer, die diese Bestzeit zu knacken versuchten. Aber die anspruchsvolle Strecke trennte sehr schnell die Spreu vom Weizen und auch gestandene Größen mussten ihr Tribut zollen. So musste beispielsweise Guido Tschugg (GER – Ghost Factory) sich mit Platz 103 zufrieden geben, was ihm sichtlich schwer fiel. Oder auch Andres Sieber (GER – Radon Factory), der immer mal wieder für einen Podiumsplatz bei einer DM gut ist, musste sich aufgrund eines Plattens auf Platz 75 einreihen. Somit blieben am Ende nur noch Marcus Klausmann, Benny Strasser und Johannes Fischbach, die Textor aus dem Hot Seat verdrängen wollten. Als drittletzter Fahrer ging Routinier Klausmann auf die Strecke und er sollte verdammt schnell sein. Er konnte die Bestzeit mit über 5 Sekunden nach unten schrauben und bei 3:15.275 blieb die Uhr für den Rekordmeister stehen. Nun war es Strasser, immerhin Deutscher Meister von 2011, der als vorletzter Starter die Strecke bezwingen wollte. Aber auch er blieb von einem Sturz nicht verschont und so musste er sich in die Plätze jenseits der 100 einsortieren. Also war es nur noch der der amtierende Deutsche Meister, der als letzter seinen Run erfolgreich runterbringen wollte und musste. Auch er war super schnell unterwegs und keiner konnte genau sagen, ob es für eine Titelverteidigung reichen würde. Als er die Ziellinie überquerte blickten alle gespannt auf die Anzeigentafel. Auf dieser leuchtete neben dem Namen Fischbach ein Plus vor der Zahl 0,31. Dieses bedeutete, dass Markus Klausmann mit einem Wimpernschlag Vorsprung von grade einmal 3 Zehntelsekunden nun zum 13. Mal Deutscher Meister geworden ist. Zählt man die beiden Juniorentitel noch dazu ist es schon der 15. DM-Titel. Der entthronte Meister Fischbach darf sich nun Vizemeister nennen und Chrstian Textor vervollständigt das Podium mit einem ordentlichen 3. Platz. In der Gesamtwertung im iXS German Downhill Cup führt ebenfalls Klausmann, gefolgt von Fischbach und Strasser.
Auch wenn es jetzt zu keiner Wachablösung oder anderen ganz großen Überraschungen kam, so war die Deutsche Meisterschaft mal wieder ein besonderes Highlight, was auch dem perfekten Umfeld in Bad Wildbad zu verdanken war. Die vollständigen Ergebnisse sowie weitere Infos gibt es wie üblich auf ixsdownhillcup.com und auf facebook.com/iXS.Downhill.Cup.