People

Interview mit Leoni Dickerhoff

Es ist zwar momentan Rennsaison, aber dennoch gelingt es uns immer wieder, ein paar interessante Leute zu finden, die für ein Interview bereit sind.
Heute haben wir erneut eine junge Frau, die sich wagemutig mit dem Bike den Berg hinunter stürzt.
Wird wohl mal Zeit, dass sich auch hier die Herren der Schöpfung mal zu Wort melden 😉
Aber jetzt kommt erst mal die Leo dran.

Stell dich bitte selber kurz vor / für welches Team fährst du derzeit

Halli Hallo,
ich bin „Leo“, Leoni Caroline Dickerhoff, bin 19 Jahre alt und komme aus Bayern.
Seit ich 16. bin fahre ich aktiv downhill Rennen und habe dadurch schon eine Menge interessanter Menschen und Länder kennen gelernt.

Dieses Jahr fahre ich für kein Team werde jedoch tatkräftig von IXS mit Bekleidung und Protektoren wie auch von Maxxis mit Reifen unterstützt.

Wie kommt man als Frau auf die Idee, sich auf einem Mountainbike den Berg hinunter zu stürzen?

Wenn die ganze Familie Fahrrad verrückt ist und man Wochenende für Wochenende den Bruder bei downhill Rennen anfeuert, ist es nur eine Frage der Zeit bis man es selbst einmal ausprobiert!

Wer war im Prinzip schuld daran, dass du jetzt Rennen fährst?

Diese Frage habe ich wohl gerade schon beantwortet 😉
Das habe ich meinem großen Bruder Maxi Dickerhoff zu verdanken.

Deine Eltern waren sicherlich sehr erfreut darüber, dass du jetzt „deinen“ Sport gefunden hast?

Tja, so wie alles hat auch downhill Rennen fahren zwei seiten.
Zum einen freuen sie sich natürlich für mich das ich einen Sport so aktive und engagiert ausübe und sie unterstützen mich mit allen Mitteln.
Zum anderen ist es ja auch kein ganz ungefährlicher Sport, daher sind meine Eltern immer froh wenn ich am Sonntag Gesund und Heile die Ziellinie überquere.

Wie war dein Einstieg in den Sport?

Mein Bruder war ganz verrückt nach Radfahren und da ich natürlich alles cool fand was mein großer Bruder gemacht hat wollte ich auch unbedingt mal in einen Bike Park.
Also haben mir meine Eltern alle Protektoren und einen Vollvisierhelm gekauft (nur für alle Fälle), ich durfte das alte Rad von meinem Bruder benutzen – und ab gings.
Als wir Urlaub in der Scuol (Schweiz) machten bin ich dann das erste mahl auf einer DH Strecke gewesen.
Ich glaube ich bin mehr gerollt, geflogen und gerutscht als gefahren aber irgendwie hat mich das nicht abgeschreckt und als wir wieder unten an der Liftstation waren wollte ich gleich nochmal hoch.
So wurde mein Feuer für den Sport geweckt!!

Was bedeutet es für dich auf dem Bike zu sitzen und Rennen zu fahren?

Einerseits sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und die eigene Hemmschwelle zu übersteigen.
Andererseits sich mit Gleichgesinnten zu messen und meine eignen Fähigkeiten auszubauen.
Aber natürlich auch das Gefühl das man einfach frei ist und man sich im Moment des Fahrens nur über die schnellste Line Gedanken machen muss.

Was magst du besonders an dem Sport, was stört dich am meisten?

Mir gefällt am besten das man draußen in der Natur ist und jede Strecke ganz anders ist wie die am vergangenen Wochenende.
Das finde ich z.B. beim Fußball oder Tennis blöd, man spielt zwar in unterschiedlichen Ländern aber die Wettkampfstätten sehen trotzdem immer gleich aus; grüner Rasen, oranger Sand und Tribünen ringsum.
Im DH ist das anders, die Strecken variieren von Land zu Land extrem, die Vegetation ist in jeder Region eine komplett andere (Steine, Bäume, Sand, Erde, …).

Am meisten stört mich das der Sport von manchen Fahrern nicht ernst genommen wird. Einige nutzen einen Wettkampf als Party Wochenende, das heißt Bier von früh bis spät, laute Musik bis spät in die Nacht und das Fahrradfahren steht nur an zweiter Stelle.
Das ist absolut nicht förderlich für den DH-Sport der sich in den letzten Jahren sehr bemüht sich vom Hobbysport zum Leistungssport zu entwickeln.

Schon mal daran gedacht, einfach alles hinzuschmeißen?

Ja!!! Das kommt bei mir schon manchmal vor, wenn ich einen Tag/ Wochenende ab an dem einfach nichts klappt.

Was oder wie motivierst du dich, wenn mal alles daneben geht?

Ich setzte meine Kopfhörer auf und drehe die Musik voll auf, versuche für 10 Minuten an etwas ganz anderes als Fahrradfahren zu denken.
Danach kann ich mir sagen bis jetzt ist alles beschi**en gelaufen, also kann es nur noch besser werden.

Wie würdest du deinen Fahrstil selber beschreiben?

Eher vorsichtig, ich mach mir meistens viel zu viel Gedanken „Was passiert wenn?“

Was ist deine Meinung dazu. Ist der Wettkampf unter den Frauen härter als unter den Männern?

Jain, bei den Männern gehen viel, viel mehr Fahrer an den Start daher ist es auch viel, viel schwierigen sich gut zu platzieren.
Bei den Frauen allerdings sind es meistens relativ wenig daher kennt man jede Fahrerin und es fällt viel schneller auf wenn man ein schlechtes Resultat hat.
Außerdem geht jeder davon aus das man gut fahren muss oder auf dem Treppchen stehen muss da die Konkurrenz nicht so groß ist.

Wie ist die Stimmung so unter den Mädels….heiter Sonnenschein, oder kratzt man sich da schon mal die Augen aus?

Überhaupt nicht, die Stimmung ist eigentlich immer gut man kennt sich einfach.
Wir versuchen uns gegenseitig zu helfen und den anderen zu unterstützen falls es mal nicht rund läuft.

Gibt es ein Vorbild für dich?

Seit ich angefangen habe ist Sabrina Jonnier mein Vorbild.
Sie ist seit vielen Jahren so konstant und trotz ihres Erfolges vollkommen auf dem Boden geblieben und immer Hilfsbereit.

Was waren deine bisher größten Erfolge?

2. Europameisterschaft 2009 (Juniorinnen)
1. Ixs European Cup Gesamtwertung 2009 (Juniorinnen)
4. Deutsche Meisterschaft 2010 (Frauen)

Was war dein peinlichstes Erlebnis?

Da es so peinlich war, erzähl ich euch das sicher nicht!!!!

Schade eigentlich 😉

Deine Meinung dazu: Ist es als Frau oder als Mann einfacher an Sponsoren ranzukommen?
Oder entscheidet allein das Talent?

Klar spielt das Talent eine Rolle.
Aber als Frau hat man es definitiv leichter an Sponsoren ran zu kommen.
Wie vorhin schon gesagt ist die Frauen Szene die aktiv Rennen fährt sehr klein somit fällt man Sponsoren schnell auf.

Wie hältst du dich Fit? Welche Sportarten betreibst du sonst noch?

Seit ich 5 Jahre alt bin mache ich Ballett, und diese Sportart wird mich bestimmt auch noch einige weitere Jahre begleiten.
Im Winter gehe ich gerne snowboarden aber auch langlaufen.
Wenn ich im Sommer ein bisschen Zeit habe fahre ich auch manchmal mit meinem Vater Wildwasser Kajak, allerdings wird das immer seltener.

Was war deine bislang schwerste Verletzung?

Ich habe mir 2008 bei einem total blöden und auch unnützen Sturz die Knorpel in meinen Knien kaputt gemacht.

Bist du sehr ergeizig?

Manchmal mehr manchmal weniger!

Wie siehst du deine Zukunft in dem Sport?

Ganz ehrlich ist es schwer mit diesem Sport eine abgesicherte Zukunft zu haben, deswegen konzentriere ich mich vorranging auf meine schulische Zukunft.
Ich denke nicht dass ich noch Rennen fahre wenn ich 25 bin allerdings habe ich schon vor weiterhin einfach aus Spaß an der Freude mit meinem Bike schöne Trails zu fahren.

Was meinst du, wie lange du noch Rennen fährst?

So wie es momentan aussieht könnte dies meine letzte Saison sein in der ich lizensiert Rennen fahren.
Ich habe vor nächstes Jahr für ein Entwicklunshilfeprojekt in ein 3. Welt Land zu gehen und danach steht dann das Studium an.
Allerdings habe ich vor an ein paar Rennen einfach als Hobby Fahrerin an den Start zu gehen.

Was würdest du machen, wenn wir dir dein Bike einfach mal so wegnehmen?

Damit hätte ich kein Problem, ich nehm mir einfach ein anderes aus der Garage 😀

Ok, falls du noch was sagen willst, du hast das letzte Wort, ok, das vorletzte 😉

Tja, ich kann nur jedem sagen nutze deine Chance und betreibe einen Sport der dir Spaß macht.
Es muss ja nicht unbedingt Downhill sein (obwohl das super wäre, denn der Sport braucht neue, junge, talentierte Gesichter vor allem Mädels).
Man lernt durch eine Sportart sehr viel über sich selber, eigene Stärken und Schwächen aber auch Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein.

Vielen Dank für das Interview
PS: Es ist für mich auch immer wieder interessant mir über die eine oder andere Frage Gedanken zu machen und zu erfahren wie ich eigentlich über manche Dinge denke.

Leo


Vielen Dank Leo an dieser Stelle von uns für das interessante Interview, auch wenn wir auf deinen peinlichsten Moment verzichten mussten 😉
Falls noch jemand die ein oder andere Frage an Leo hat, dann einfach hier als Kommentar hinterlassen.
Und Mädels, folgt dem Aufruf von Leo, dass der Sport neue Gesichter braucht. Also los gehts.

Über den Autor

Lefdi

Hobbybiker und derzeit unterwegs mit einem All-Mountain "No Pogo 3" von Centurion.
Gerne auch mal zu Fuß in den Bergen unterwegs um die Natur zu genießen. PayPal-Kaffeespende an den Autor

Hinterlasse einen Kommentar