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Legaler Trailbau in Graz, Österreich

Die in Baden- Württemberg aktuelle und noch gültige 2-m-Regelung in den Wäldern ist wohl zumindest hier in Deutschland noch eine Ausnahme.
Schauen wir aber mal über unsere Grenzen hinaus, so haben auch die Biker in Österreich das Problem mit legalen Trails.
Wir stehen im engen Kontakt mit Rene Sendlhofer welcher den folgenden Bericht verfasst hat um euch zu zeigen, dass man auch im Nachbarland hart zu kämpfen hat wenn man sein Hobby im Wald ausüben möchte.

Legaler Trailbau in Österreich

Mountainbiken auf paradiesischen Single Tracks, von flowig bis zu fordernden Spitzkehren, mit Anlegern soweit das Auge reicht vom Gipfel bis runter zur bewirtschafteten Alm, wo der Wirt bereits mit einer Stärkung auf uns wartet … So könnte die Welt von uns Bikern aussehen – tut sie aber nicht.
Ganz im Gegenteil. Die Trails wären ja vorhanden, aber wir dürfen sie nicht befahren. Und machen wir das doch, saubere und rücksichtsvolle Fahrweise sowie Höflichkeit gegenüber Wanderern vorausgesetzt, müssen wir mit wüstesten Beschimpfungen rechnen. Der Alltag jedes Bikers.
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Im urbanen Raum, zb hier in Graz, ist die Situation noch etwas angespannter. Der Bike-Sport boomt und die Pedalritter schießen wie Pilze aus dem Boden.
Das Internet bietet Zugang und Informationen zu allen möglichen Strecken und die Mundpropaganda trägt ihr Scherflein dazu bei.
„Hast du gehört, hinter dem alten Bauernhaus, oben bei der Warte, hat jemand ein paar neue Anleger geschaufelt. Das müssen wir probieren“. Ob hier das Einverständnis des Grundstücksbesitzers vorliegt oder nicht, interessiert im Adrenalinrausch des Pump-Tracks niemanden mehr. Und wird man doch mal angehalten, wird oft auch genervt zurückgemault, was das angespannte Verhältnis auch nicht gerade entschärft . So geht’s leider ganz und gar nicht…
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In Österreich ist Mountainbiken auf Forst- und Wanderwegen gesetzlich verboten. Blöd, ist aber so. Die Basis für dieses Verbot ist das Forstgesetz aus dem Jahre 1975.

In der Nachkriegszeit stand die Waldnutzung zum Wiederaufbau und der wirtschaftlichen Erholung im Vordergrund. Die alpinen Vereine vereinbarten eine gesetzliche Verankerung der Wegefreiheit. Erst 1968 wurde ein Begehen der Wälder auf Wegen oder abseits davon, soweit nicht anders verfügt, gestattet.
Das Radfahren ist allerdings durch ein allgemeines Fahrverbot nicht gestattet. So können wir uns heutzutage glücklich schätzen, uns überhaupt per Pedes frei im Wald bewegen zu dürfen… kein allzu großer Trost für uns Mountainbiker.
Zu der Zeit, als die Gesetze formuliert wurden, war an Radfahren im alpinen Gelände oder auf Wanderwegen im Wald kaum zu denken und somit vermutlich auch kein Thema bei der Ausarbeitung der Inhalte.

Unser Hobby aufgeben? Auf’s Rennrad umsteigen oder die wenigen ausgeschilderten und freigegebenen Bikestrecken abfahren? Das ist den meisten leider zu wenig – nachvollziehbar, wie ich meine.
Ich trage mein Bike gerne stundenlang auf einen einsamen Gipfel, um die bevorstehende Abfahrt technisch sauber und mit Rücksicht auf Flora und Fauna zu meistern (siehe die 10 Empfehlungen des Alpenvereins).
Das wichtigste dabei: Keine Spuren hinterlassen. Je höher man kommt und je „unwahrscheinlicher“ es für Wanderer ist, einen Radfahrer anzutreffen, umso freundlicher sind die Begegnungen mit anderen Natur-Genießern.
Hat man allerdings nicht die Möglichkeiten, sich auf der Spielwiese „Berg“ auszutoben, so vergnügt man sich im Mittelgebirge oder in den suburbanen Bergregionen wie zb. hier in den Naherholungsgebieten am Grazer Stadtrand. Gebiete und Wege, auf denen sich um ein Vielfaches mehr Natursuchende aufhalten – das hat Potential für ausreichend Konflikte.

Es würde an und für sich schon reichen, die bereits vorhandene Wegestruktur mit dem Rad unsicher zu machen, um auf Widerstand zu stoßen, doch viele rücken auch noch mit Spaten und Spitzhacke bewaffnet aus, um in Eigenregie zusätzliche Bikestrecken zu graben.
Dass Grundstücksbesitzer darüber nicht erfreut sind ist verständlich, man pflügt nicht einfach durch fremdes Eigentum. Allerdings sind die Reaktionen jenseits von Gut und Böse: gespannte Stacheldrähte, mit dem Pflug zerstörte Wege, umgedrehte Bretter mit Nägeln und durch Laub versteckte Äste, die nur dazu da sind, den Biker zu Sturz zu bringen und oft auch für Spaziergeher ein erhebliches Risiko darstellen.

Diesem Wildwuchs an Trails wollen wir ein Ende bereiten

trailbau-graz-3Anfang des letzten Jahres haben wir beschlossen, ein Grundstück zu finden, auf dem wir legal und offiziell, mit Genehmigung des Besitzers, eine Mountainbikestrecke bauen dürfen.
Das geeignete Waldstück war schnell gefunden, doch den Besitzer von der Sinnhaftigkeit der Strecke und dem Haftungsausschluss im Unglücksfall zu überzeugen eine wahre Herausforderung. Trotz allen Widrigkeiten schafften wir es, im Oktober 2013 den Vertrag zu unterzeichnen und den Startschuss zum Bau zu geben. Seither wird eifrigst im Wald gearbeitet und die Fertigstellung ist mit Mai/Juni 2014 geplant.

Doch wer sind eigentlich wir?
Wir sind leidenschaftliche Biker aus Graz (oder in Graz nach dem Studium hängen Gebliebene…) die ehrenamtlich an diesem Projekt arbeiten.
Federführend ist der Mountainbikeverein Radlager, welcher im Raum Graz und Villach aktiv ist. Gemeinsam mit der Guiding Firma Bikefex, der Akademischen Sektion Graz des Österreichischen Alpenvereins und einem lokalen Sporthändler, RoFa Sport KG, wurde der erste offizielle und nicht gewerblich beauftragte Trailbau gestartet.
Ziel ist es, den Bikern in Graz ohne Bauchschmerzen und ständigen Gedanken über die Illegalität ihres Tuns, einen Spielplatz zu schaffen. Die Strecke soll für Jedermann/frau befahrbar sein, und im Laufe der Zeit mit Optionen für versierte Fahrer ergänzt werden. Nun gibt es in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums eine legale Strecke um Techniktrainings abzuhalten und seiner Passion freien Lauf zu lassen. Durch das Mitwirken des Akademischen Sektion Graz, die hierfür eigens ein Referat Mountainbike gegründet hat, ist der Bau ein klares Statement Pro Mountainbike, welches hoffentlich Nachahmer finden wird.

Wir hoffen mit diesem Projekt aufzeigen zu können, dass es auch anders geht. Wo ein Wille, da ein Weg – oder in unserem Fall ein Trail.
Miteinander statt Gegeneinander ist das Prinzip, auf dem diese Arbeit aufgebaut ist. Nur diese Herangehensweise wird über lange Zeit zu Erfolg führen und ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren einen Weg finden, unsere Natur für alle gemeinsam zugänglich zu machen.

Autor:
Rene Sendlhofer, www.bikefex.at
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Facts

  • 130Hm
  • ca. 1km Streckenlänge
  • Schwierigkeit 2/5, geplante Ausbauten bis 4/5
  • Spitzkehren Sektionen zum Üben und diverse Hindernisse im Endausbau

Beteiligte

Über den Autor

Lefdi

Hobbybiker und derzeit unterwegs mit einem All-Mountain "No Pogo 3" von Centurion.
Gerne auch mal zu Fuß in den Bergen unterwegs um die Natur zu genießen. PayPal-Kaffeespende an den Autor

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