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Der Mythos „Rahmenhöhe“

Wer kennt dieses Problem nicht. Das alt gediente Rad hat sein zeitliches gesegnet und nun ist man auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger.


Eigentlich sollte man ja meinen, dass es in der heutigen Zeit kein Problem ist, mal eben „kurz“ ein neues Fahrrad zu kaufen.
Nicht nur dass man sich Gedanken über Farbe, Ausstattung und Preis machen sollte, nein, letztendlich ist der wichtigste Punkt der, wie groß denn das Fahrrad eigentlich sein soll.

Dieser bislang immer noch schwer zu beschreibende Mythos soll hier heute einmal genauer betrachtet werden.
Als Grundlage für diesen Artikel diente einen Anfrage eines sehr guten Bekannten aus dem Norden.
Gorden vom Blog funkygog wollte sich ein neues Fahrrad kaufen und hat daher bei mir angefragt, ob ich in Bezug auf die Rahmenhöhe Informationen für ihn hätte.

Da dieses Thema auch für andere Interessant sein dürfte, hab ich mich mal dahinter geklemmt und einige Recherchen betrieben.

Neben den üblichen Internetrecherchen wurden auch Anfragen an diverse Fahrradhersteller gestellt, sowie ein persönliches Gespräch mit dem Inhaber von Velotraum, Herrn Stefan Stiener, aus Weil der Stadt geführt.

Davon ausgegangen, dass dieses Problem schnell gelöst ist, wurde ich eines besseren belehrt.

Denn so einfach nur ausrechnen geht nun mal gar nicht.

Aber fangen wir zunächst mit dem Internet an.
Gibt man zunächst einmal als Suchbegriff „Rahmenhöhe“ bei Google und Co. ein, so bekommt man ja nur schlappe 226.000 Seiten die sich mit diesem Thema beschäftigen. (Nach diesem Artikel dürfte es wohl eine mehr sein)

Problematisch an der ganzen Sache ist, dass im Internet viele Seiten vorhanden sind, wo so genannte Berechnungsformeln für die Rahmenhöhe aufgelistet sind, oder man gar die richtige Rahmenhöhe auch gleich dort berechnen lassen kann.
Toller Service denkt man sich, vor allem wenn man die Seite nicht ganz durchliest.
Es ist nämlich so, dass diese Formeln lediglich einen kleinen Anhaltspunkt in Sachen Rahmenhöhe geben und mehr nicht. Dies wird zwar auf der einen oder anderen Seite auch gut sichtbar angegeben, aber oftmals fehlt dieser Hinweis ganz oder ist schwer zu finden.
Im Prinzip besteht diese Berechnung nur daraus, dass man die so genannte Schrittlänge des Käufers mit einem bestimmten Faktor multipliziert und als Ergebnis erhält man dann die Rahmenhöhe entweder in Zoll oder in Zentimeter.

Die Schrittlänge wird am besten mittels einer Wasserwaage und einem Zollstock ermittelt.
Die Wasserwaage wird zunächst in den Schritt gehalten, sollte aber soweit wie möglich nach oben gezogen werden, also hier nicht schummeln.
Ist die Wasserwaage dann im Lot, wird mittels des Zollstockes der Abstand vom Boden bis zur Oberkante der Wasserwaage gemessen.
Wichtig hierbei ist, dass auf keinen Fall Schuhe angezogen werden sollten.

Wenn man nun aber glaubt, diesen Wert in Zentimetern könne man einfach mit einem Faktor multiplizieren, der irrt leider.
Aufgrund der sehr vielen verschiedenen Fahrradtypen und der daraus resultierenden Rahmenformen, gibt es leider auch viele Berechnungsformeln.
Und als ob das nicht schon genug wäre, gibt es auch noch in den verschiedenen Ländern verschieden Rahmenhöhen.

So wird zum Beispiel in Italien die Rahmenhöhe von der Tretlagermitte bis zur Mitte des Oberrohrs gemessen, in Deutschland dagegen von der Tretlagermitte bis zum Ende des Rahmensitzrohres.
(Auf das Bild klicken um zu vergrößern)

Gehen wir einmal von der italienischen Rahmengröße aus, so muss nun der ermittelte Wert der Schrittlänge in Zentimeter mit dem Faktor 0,66 multipliziert werden.
Um die deutsche Rahmenhöhe zu erhalten, muss man bei der bei italienischen Rahmenhöhe noch 1,5 Zentimeter dazuaddieren.

Und da es noch nicht verwirrend genug ist, muss man natürlich das gewonnene Maß auf die verschiedenen Fahrradtypen ableiten.
Die oben genannte Formel ermittelt das für Deutschland gängige Rennradmaß.
Will man nun aber einen anderen Fahrradtyp, dann muss man schon wieder rechnen.

  • für Cityräder kann das Ergebnis verwendet werden
  • für Trekking oder Reiseräder muss man von dem Rennradwert 2-3 cm abziehen, da hier das Tretlager höher liegt als beim Rennrad, also der Abstand zum Boden ist größer
  • Beim Mountainbike muss man sogar 10 cm abziehen, was sich durch die kompakte Bauweise und der Geometrie des Rahmens ergibt

Damit man nun den Überblick nicht allzu schnell verliert, hier die gängigsten Formeln zur Berechung der Rahmenhöhe
Die Tabelle listet hier einige Radtypen auf und den Berechnungsfaktor für die ermittelte Schrittlänge (SL).
Im Feld „Ergebnis in“ wird aufgeführt ob das ermittelte Ergebnis in Zoll oder Zentimeter errechnet wurde.

Fahrradtyp
Berechnungsfaktor
Ergebnis in
Mountainbike Hardtail
SL * 0,226
Zoll
Mountainbike Fully
SL * 0,225
Zoll
Rennrad
SL * 0,665
Zentimeter
Trekking-, Reise-, Cross- und Cityrad
SL * 0,66
Zentimeter
Trekking-, Reise-, Cross- und Cityrad
SL * 0,259
Zoll

Hinweis: 1 Zoll = 2,54 cm

Es wäre doch echt schön und vor allem einfach, wenn man die Rahmengrößen auch so handhaben würde wie bei den Kinderfahrrädern.
Dort gibt es so was nämlich gar nicht.
Wie heißt es so schön auf einer Seite im Internet:

„Kinderräder werden lediglich nach der Gesamtgröße des Kindes ermittelt und dann auch nicht nach Rahmengröße unterteilt sondern nur nach der Größe des Laufrades.“

Diese Aussage finde ich irgendwie schon interessant.
Ich hatte vor geraumer Zeit einen Artikel über das richtige Kinderfahrrad geschrieben und mich auch entsprechend darüber informiert.
Und wenn man nun den Bericht in meinem Blog liest, dann steht dort auch was vom Messen der Schrittlänge.
Man wird sich jetzt sicherlich denken, weiß der eigentlich was er will? Mal so, mal so.

Es mag ja sein, dass die Kinderräder anhand der Körpergröße ermittelt. Aber man sollte bedenken, dass lediglich bei „normal“ entwickelten Kindern die Schrittlänge in einem festen Verhältnis zur Körpergröße steht.
Also kann es nicht schaden auch bei den Kindern die Schrittlänge zu messen.

Aber da wir nun schon mal bei „normal“ sind, müssen wir letztendlich für die richtige Rahmengröße noch einen weiteren Aspekt beachten.
Wie bereits oben erwähnt, kann der berechnete Wert nicht verwendet werden, wenn man z.B. sehr lange Beine hat und einen im Verhältnis zu den Beinen zu kurzen Oberkörper.
Im Rahmenbau ist es so, dass in Bezug auf die Rahmenhöhe das Oberrohr proportional mitwächst.
Die Rahmenhöhe wird aber nach der Beinlänge bzw. Schrittlänge bemessen. Würde man dann für unseren oben beschriebenen langbeinigen Probanten das Rad normal berechnen und ihn draufsetzen, dann wäre das Bike für den Oberkörper viel zu lang.
Klar, es gibt ja kürzere Vorbauten, was bestimmt durchaus eine Alternative wäre.
Aber gerade beim MTB ist dies nicht zu empfehlen, weil sich zum einen das Lenkverhalten durch einen zu kurzen Vorbau verändert und zum anderen wird der Körperdruck auf das Vorderrad weniger was gerade beim Bergauffahren sehr von Nachteil sein kann.

So kann also der anhand von Formeln berechnete Wert lediglich ein kleiner Anhaltspunkt sein, bei welchen Rahmengrößen ich mich umschauen muss.
Aber mehr auch nicht.

Angaben der Fahrradhersteller

Wie bereits zu Begin des Berichtes erwähnt, habe ich auch ein paar Fahrradhersteller bezüglich dieses Themas angeschrieben.
Auch hier wurde im eindeutigen Tenor mitgeteilt, dass eine Berechnung nicht möglich ist.
Hier die Antworten der einzelnen Hersteller:

Die richtige Rahmenhöhe hängt natürlich nicht nur von der Körpergröße und Schrittlänge ab, sondern auch von der Sitzposition, in der sich der jeweilige Fahrer letztendlich am wohlsten fühlt.

Und das kann man nur vor Ort einstellen.

Annäherungen aufgrund von Erfahrungswerten und Infos gibt es auf unzähligen Seiten im Internet.
Wobei festzustellen ist, dass die Orientierung an der Sitzrohrlänge heutzutage oft nicht mehr stimmt, da gerade im Rennradbereich die Geometrien mit bspw. stark abfallenden Oberrohren stark variieren.



Die Rahmengröße ist immer nur die halbe Wahrheit.
Sattel- und Lenkerposition, Vorbaulänge, die gewünschte Sitzposition und der körperliche Zustand des Fahrers spielen eine große Rolle.




Das ist eine Wissenschaft für sich:

Welche Rahmengröße ist die Richtige für mich?
Da scheiden sich teilweise die Geister. Man versucht zwar immer wieder, irgendwelche „Faustformeln“ zu erstellen.
Das gilt allerdings nur bedingt. Jeder Mensch ist individuell und sehr komplex. Man kann nicht einfach nur die Körpergröße und die Schrittlänge messen und gut is. Da muss man auch so Sachen wie Oberkörperlänge, Verhältnis zwischen Beine/Körper usw. beachten.


Ausschlaggebend ob ein Rahmen passt ist nicht dessen Höhe sondern dessen Länge.


Sitzpositionen

Die Sitzposition des Fahrers spielt in Bezug auf die Rahmenhöhe eine ganz wesentliche Rolle.
Schlussendlich entscheidet sie über die richtige Rahmenhöhe. Also möchte man eher aufrecht sitzen oder lieber sportlich gestreckt?
Die Sitzposition ist ein ganz wichtiger Faktor!

Im Prinzip unterscheidet man zwischen 4 Sitzpositionen.

Die Holland-Sitzposition
Aufrecht und komfortabel für eine ruhige Fahrweise.
In dieser Position kann man entspannt radeln, leicht rollen und bequem sitzen.
 
 
Die Allround-Sitzposition
Diese leicht nach vorne geneigte Sitzposition entlastet den Rücken das Rad ist gut kontrollierbar.
In dieser Position kann man bequem, aber auch flott radeln.
 
 
Die Dynamik-Sitzposition
Nach vorne geneigte Sitzposition für einen dynamischen und zügigen Fahrstil.
Der Oberkörper und die Armmuskeln werden hier stärker am Vortrieb mit beteiligt.
Gut geeignete Haltung für Langstrecken.
 
 
Die Sport-Sitzposition
Die sportlichste und effektivste Position für Geschwindigkeit.
Beim Beschleunigen sowie am Berg können die Oberkörperkräfte optimal eingesetzt werden.
Diese Sitzposition erlaubt einen flüssigen Bewegungswechsel zum Wiegetritt.
 
 

Gerade in Bezug auf die Sitzposition im Zusammenhang mit der Rahmenhöhe hatte ich ein interessantes, persönliches Gespräch mit Stefan Stiener von Velotraum.

Stefan Stiener hält diese ganzen Formeln zur Berechnung der Rahmenhöhe für längst überholt, da es sich hierbei nur um sehr grobe Anhaltspunkte handelt.
„Es funktioniert einfach nicht, dass man aufgrund einer Berechnung nach einer Formel sagt, dass der Kunde X den Rahmen Y benötigt“

Das mag vielleicht mal vor vielen vielen Jahren möglich gewesen sein, als die Rahmenvielfalt noch sehr eingeschränkt war, aber bei all den derzeit vorhandenen und entwickelten Fahrradrahmen ist dies schon gar nicht mehr möglich.

Allein schon deshalb kann eine Formel nicht funktionieren, weil es den „Standardmenschen“ nicht gibt. Und dieser wird in solch einer Formel eigentlich berechnet.
Zudem darf man auf keinen Fall vergessen, dass die Sitzposition des Fahrers die höchste Priorität beim Fahrradkauf hat. Gerade aus dieser Position heraus ergibt sich dann eigentlich erst die richtige Rahmenhöhe.
Weiterhin gibt es unzählige Fahrertypen von sportlich bis gemütlich. Die Bandbreite ist hier nahezu unermesslich.
Laut Stefan Stiener kann es im Bereich Sitzposition und Rahmengröße keine ganzeinheitliche Formellösung geben, weshalb sich Velotraum hier eines Hilfsmittels bedient.
Die Velotraum-Messmaschine.

© Velotraum

Anhand dieser Messmaschine ist es möglich, ein ganzeinheitliches Konzept, individuell für jeden Kunden zu erstellen.
Es ist hier möglich unterschiedliche Sättel oder Cockpits anzubauen um so dem Kunden die optimale Sitzposition zu gewährleisten.
Sitzt der Kunde dann richtig und auch in der gewünschten Position, wird erst jetzt der Rahmen vermessen um so die richtige Höhe und die anderen Maße zu ermitteln.
Um es gleich vorweg zu nehmen, natürlich hat auch Velotraum fertige Rahmen und baut nicht für jeden Kunden einen eigenen.
Man ist aber im Prinzip den Schritt gegangen, dass man aus der Arbeit mit der Messmaschine
die Rahmen entwickelt und angepasst hat.

Interessanterweise findet man an der Maschine keine einzige Skala oder eine derartige Einteilung.
Dies ist aber absichtlich so gewollt, da man ohne diese Anhaltspunkte einen vollkommen analogen Prozess erreicht und der Kunde somit nicht ständig auf irgendwelche Werte schaut.
Man probiert so lange, bis der Kunde im Prinzip in eine „stimmige Sitzposition“ fällt.

Natürlich hat diese Messmaschine nicht nur Vorteile, sonst würde sie wohl jeder verwenden.
Diese Maschine ist lediglich im hochpreisigen Premiumbereich zu finden, weil sie schlicht und einfach für die Masse nicht geeignet ist. Stefan Stiener gibt hier an, dass man seine Maschine zwar auch für den MTB-Bereich verwenden könnte, bei Fullys würde sie aber keinen Sinn machen, da sich hier die Rahmengeometrie in erster Linie an den Notwendigkeiten der Federung bzw. Federwegs orientiert.
Für Hardtails eignet sich die Messmaschine jedoch hervorragend, allerdings nur wenn zur passenden Sitzposition auch ein passender Rahmen gefunden wird.
Speziell für große Fahrer oder Fahrer die den Lenker gerne etwas höher haben, findet sich in der vermeintlich riesigen Auswahl oft nichts Passendes.

Gesamtfazit

Der Mythos um die richtige Rahmenhöhe wird wohl immer einer bleiben.
Formeln zur Berechnung können immer nur Anhaltspunkte sein und nie ein Gesamtergebnis.
Wie wir gelesen haben, spielen hier so viele Faktoren mit hinein, dass es gar nicht möglich ist, dies zu berechnen.

Zum Glück ist und bleibt der Mensch ein Individuum und somit bleibt auch der Fahrradkauf immer wieder spannend für den Käufer.

Letztendlich sollte man sich an das Fahrradgeschäft seines Vertrauens wenden und dort eine ausführliche Beratung verlangen.
Denn ich denke es gibt nichts schlimmeres als ein Fahrrad zu kaufen, dass dann später in der Ecke steht, weil man einfach nicht bequem darauf fahren kann.

Fragen

Wie sind eure Erfahrungen beim Fahrradkauf?
Hattet ihr eine gute Beratung, wie wurde bei euch die Rahmenhöhe ermittelt, hat dies auch gepasst…?
Fragen über Fragen.
Lasst mich und die Leser eure Antworten wissen und uns darüber diskutieren.

Somit profitiert jeder davon.

Über den Autor

Lefdi

Hobbybiker und derzeit unterwegs mit einem All-Mountain "No Pogo 3" von Centurion.
Gerne auch mal zu Fuß in den Bergen unterwegs um die Natur zu genießen. PayPal-Kaffeespende an den Autor

24 Comments

  • Schöner ausführlicher Artikel zu diesem Thema. Leider ist der breiten Masse die Wichtigkeit der Oberrohrlänge noch absolut unbekannt. Gerade bei der Vielzahl an MTB Fullys gelten hier aber gerade völlig unterschiedliche Richtwerte. Ebenso wird die Sitzposition nicht nur duch Rahmengeometrie und die Lenkeinheit beeinflusst.
    Die Einbauhöhe der Federgabel sowie Negativfederwege vorn und hinten haben ebenso Einfluss.

    Von einem reinen Onlinekauf rate ich deshalb ab. Eine Probefahrt ist einfach ein Muss. Ein fairer Händler lässt den Kunden deshalb auch mal mehr als nur um den Block fahren.

  • @MTBTier

    Danke für dein positives Feedback.
    Ich dachte zunächst beim Begin des Artikels, dass dieses Thema doch schnell durch sein müsste.
    Aber dem ist halt nicht so. Wie sagte man mir bei Centurion „Da kannst nen Roman drüber schreiben“…..Stimmt!!

    Ich denke es ist so beim Fahrradkauf, dass viele den Weg zum Radhändler um die Ecke scheuen, weil sie davon ausgehen, dass der ja eh zu teuer ist.
    Dass man da aber (normalerweise) eine super Beratung bekommt (ja, es gibt auch Ausnahmen) vergessen viele.
    Letztendlich wird wohl so sein, dass man beim Händler testet und dann online das Bike kauft weil es billiger ist.
    Es sei denn der Händler macht ein gutes Angebot.

    Ob man dann gespart hat, merkt man erst, wenn das Bike mal zur Reparatur muss.

  • Kaufe eigentlich aus Prinzip dort, wo ich gut beraten werde. Als treuer Kunde bei meinem Fahrradhändler bekomme ich standardmäßig zwischen 10 und 20% Rabatt auf gekaufte Artikel. Arbeitszeit muss ich bei Reparaturen/Servicearbeiten fast nie bezahlen. Rechnet man nun noch die anfallenden Versandkosten beim Onlinekauf hinzu, lohnt sich dieser eigentlich gar nicht mehr. 😉

  • Wenn der Radkäufer seine vorhandenen Resourcen besser nutzen würde, wäre die „richtige“ Rahmengröße weit weniger problematisch. Mit den Resourcen meine ich, daß der ausgewachsene Radler eigentlich weiß, wie sein Rahmen auszusehen hat: Etwa 70 % der gut 80 Millionen Deutschen sind über 25 Jahre und somit ausgewachsen. In diesem Alter hat der Erwachsene (sofern er Fahrrad fährt) sein drittes oder viertes Rad. Er sollte dann wissen, wie sein (neues oder Zweit- ?) Rad auszusehen hat. Da gibt es nur zwei Dinge, die wichtig sind : 1) Er soll seine bescheidene Kraft optimal in Vortrieb umsetzen können 2) Er soll seine ins Auge gefaßte Strecke komfortabel und ohne Beschwerden bewältigen können. Für die Vermessung muß er dann die fünf Kontaktpunkte Mensch-Fahrrad ( Zweimal Hände,zweimal Füße, einmal Gesäß; bei Ausnutzung der Symmetrie nur drei Punkte ! ) in räumlichen Koordinaten als Bezug zur Fahrbahnebene bestimmen. Dazu kommen noch die Koordinaten von Tretlager und Radachsen. Mit diesen Angaben kann jeder Radhersteller oder Radverkäufer überprüfen, ob sich das Rad auf die besondere Geometrie des potenziellen Käufers einstellen läßt. Die Rahmenhöhe als Parameter ist eine recht unsinnige Größe (Wie man ja schon an den verschiedenen Meßverfahren Italien-Deutschland sieht !). Diese von mir angesprochenen Größen zu messen überfordert leider die meisten Menschen in Ihrer Bequemlichkeit, dabei gilt dasselbe sowohl für Verkäufer als auch Käufer. Auch eine kurze Probefahrt, die schon sinnvoll ist, kann die langfristigen Erfahrungen nicht ersetzen.
    Natürlich braucht man z.B. einen dem Verwendungszweck angepaßten Sattel ( 70 % aller Radler leiden unter Sitzbeschwerden !…) . Diesen Zuständen abzuhelfen, gleicht dem Ausmisten des Augias-Stalles !

    Mit freundlichen Grüßen
    HpunktSpunkt

  • Ein wirklicher ausführlicher Artikel zum Thema Rahmenhöhe. Aber als Anhaltspunkt und nichts anderes kann doch so ein Rahmenrechner durchaus zu gebrauchen sein. ( siehe radbekleidung.eu/tools)

  • Wow.. vielen vielen Dank für diesen tollen Artikel.. finally!!
    Ich bin genau so wie der beschriebene „Proband“.. heisst extrem lange Beine und eher kurzer Oberkörper… Aus den genannten „Berechnungpages“ ergab sich daher genau dieses unvollständige Bild.. gehe ich von der Körpergrösse aus, müsste eine Rahmenhöhe von 18.5 Zoll stimmen. Gehe ich von der Schrittlänge aus, empfiehlt mir die Page sage und schreibe einen 21 Zoll Rahmen. Bei meinem bisherigen Bike, das leider geklaut wurde, hatte ich das Problem dass mir immer wieder die Arme eingeschlafen sind und ich mich extrem strecken musste. Ich hatte immer den Verdacht, dass der Rahmen eben doch zu gross für mich war.

    Nun der Artikel ist für mich super hilfreich, trotzdem weiss ich jetzt beim neuen Rad halt nicht, wofür ich mich entscheiden soll, rsp. wo ich verschiedene Rahmen ausprobieren kann. Mein Fahrradhändler musste jeweils alle Räder speziell bestellen.

    Danke trotzdem.

    • Hi Nadja
      also wenn du dich auf dem Rad strecken muss könnte dir eventuell auch ein kürzerer Vorbau helfen.
      Dann gibt es noch ergonomische Griffe für die Hände.
      Würde ich mal probieren. Ich vermute mal dass du nicht das perfekte Bike von der Stange bekommen wirst. Da musst du sicherlich das ein oder andere umbauen

  • Hallo,
    ich bin bin zwar auch der Meinung dass die Rahmenhöhe überbewertet ist, aber man muß erst mal klarstellen daß es bei der RH nicht darum geht ob und wie man mit den Füßen an das Pedal kommt, sondern darum welche Überhöung ( Höhenunterschied Sattel zu Lenker) gefahren werden kann.
    Da ist die Höhe des Tretlagers erst mal unerheblich. MTB-, Trekking- und Cityräder haben i.d.R. einen Vorbau der nach oben ragt, Rennräder haben im Gegensatz dazu einen Vorbauz der nach unten ragt, das gleicht schon mal einiges aus. Den Lenker unterhalb des Sattels zu positionieren ist bei RR und teilweise bei MTB üblich, dem „normalen“ Radler ist das zu unbequem. Trekkingräder sollten m.E. gleich o. 1-2cm größer als Rennräder gewählt werden. MTB´s ca. 10cm kleiner als RR gewählt weil kleinere Rahmen stabiler sind und es im Gelände seine Vorteile hat wenn das Oberrohr etwas tiefer liegt.

    Zu der Formel Innenbeinlänge / Schrittlänge x066 muß man sagen sie stanmmt aus einer Zeit als Rahmen ein genau horizontales Oberrohr und die Rohrdurchmesser so um 28mm hatten und das Material Stahl war.

    • Sehr guter Kommentar!
      Denn man könnte meinen (und das habe ich bis vor Kurzem gedacht), dass die Rahmenhöhe egal ist, weil man ja durch den Sattel alles ausgleichen kann, um dann perfekt wie gewünscht an die Pedale zu kommen.
      Aber es geht natürlich um die ganze Haltung des Körpers und da spielt es eine wichtige Rolle, ob man stark nach vorne geneigt oder eher aufrecht sitzt bzw. was einem besser gefällt und natürlich je nach Fahrrad-Typ unterschiedlich (sportlicher -> eher gebeugt nach vorner, oder für längere Touren -> ist bestimmt aufrecht auf die Dauer angenehmer)..

  • Vielen Dank für Deinen Bericht aber auch für die guten Kommentare.
    Hat mir wirklich beim Kauf geholfen. Letzendlich hat die Probefahrt und das geschulte Auge des Fachmanns eine andere Rahmenhöhe wie vorher errechnet ergeben. Durch die kostenlose Erstinspektion und einem ordentlichem Nachlass beim Zubehör war der Preis beim Händler nur minimal höher als im Internet. Aber das lohnt sich, denn durch die gute Beratung fühl ich mich auf meinem Rad wie ein grosser Sportler!!!

    • Moin Michael,

      schön, dass wir dich unterstützen konnten. Weiter viel Spaß mit deinem Rad.

      Bleib‘ uns gewogen 😉

      Klaus

  • Das Thema Rahmenhöhe hat mir den Spaß am Radfahren verdorben. Als Frau mit langen Beinen und einer empfohlenen Rahmenhöhe von 55 wurde die Radsuche im E-Bikebereich zum abschreckenden Szenario. Ich habs beendet :-/

    • Das Problem liegt lieder wie so oft in der theoretischen Berechnung – der Biologie ist das herzlich egal. Mit 172cm Körpergröße habe ich eine Beinlänge von 83cm. Das passt auch nur ganz bedingt in das Schema F. Wie mein Kollege schreibt, die richtige Rahmengeometrie ist ein ewiger Mythos. Man darf definitiv nicht den Mut verlieren und nicht aufgeben zu probieren. Wichtig ist, dass du weisst, in welcher Sitzposition du dich wohl fühlst. Über Vorbau, Sattelstütze, Sattel, Kurbelarmlänge kann vieles nachjustiert werden. Ich hoffe, dir kann doch noch geholfen werden 🙂

  • Danke. Diese Frage war das letzte Hindernis dabei, die finale Kauf-Entscheidung zwischen 2 Rädern zu fällen (am frühen Morgen nach einer Recherche-Nacht). Nun kippte die Waage endlich deutlich.
    Grüße !

  • Vielen Dank für diesen Artikel, der mein Gewissen sehr beruhigt hat.
    Heute hab ich mein erstes eMTB gekauft und war bei der Probefahrt sehr zufrieden.
    Irritiert hat mich die sehr klein angegebene Rahmengrösse.
    Zuhause angekommen, habe ich dann die Herstellerseite konsultiert, die für meine Körpergröße eine Rahmengrösse höher empfiehlt.
    Das hat mich schlussendlich sehr verunsichert da ich ein sehr zahlengetriebener Formelmensch bin. Jetzt habe ich mir die letzten Stunden stark den Kopf zerbrochen, ob ich das richtige Rad gekauft habe…..
    Zum Glück habe ich deinen Artikel gefunden, der mich wieder beruhigt hat, denn hätte ich die Tabelle des Herstellers und das Schildchen auf dem Rahmen nicht gesehen, hätte ich mir vermutlich erst gar keine Sorgen gemacht, ob alles richtig ist.

    • Hallo Rob,
      es freut uns sehr, dass unser Artikel Dir bei der wichtigen Kaufentscheidgung helfen konnte und auch noch Recht gegeben hat.
      Viel Spaß mit Deinem neuen Bike! Ride on – but safety first 😉
      Ela

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für den Artikel, hat mir sehr geholfen. Wenn man bei google Rahmengröße eingibt, egal in welchen Kontext wird einem eigentlich nur das berechnen angeboten..
    Ich habe das natürlich gemacht und bei mir kam die Rahmengröße 55 raus, vor einigen Tagen war ich beim Fachhändler vor Ort und habe ein Trekking Bike mit einer Rahmenhöhe von 50 ausprobiert, was mir auch sehr gefallen hat und ich keine wirklichen Nachteile erkennen konnte wie z.B. Sitzposition.
    Anhand eures Artikel sollte das nun kein Ausschlusskriterium sein es nicht zu kaufen, ist das richtig?

  • das ausgiebige erkundigen im Internet ist manchmal Fluch und Segen zugleich.
    Laut vieler Tabellen soll bei mir mit 1,85m ein 55-58cm Rahmen passen. verwende ich an meinem aktuellen 55er Trecking Rad die parellelogramm Sattelstütze bin ich schon fast zu hoch, ein dick gepolsteter Sattel geht dann nicht mehr. Dank der guten Beschreibung der Schrittlängenmessung in diesem Artikel wurde mir mein Gefühl bestätigt dass ein 51er oder 53er besser wäre, was mir dann auch mehr Spielraum mit der o.g. Sattelstütze beschert. Mich würde mal interessieren wieviel kleiner der Abstand zwischen Sattelrohr und Lenkkopf wird wenn man von 55er auf 51er geht.

  • Das Problem ist, dass trotz der heutigen Fertigungstechnik nicht das passende Rad für den Kunden (ohne den Aufpreis der Irren) gefertigt wird. Das ist dann garantiert verkauft. Stellen aber lieber ihren Einheitskram überall hin. Wenn den keiner kauft…. Altmetall?

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