Aktuell beherrscht Rock Shox mit der Lyrik und der Pike den Markt der Enduro Gabeln, doch wie sieht es neben den 08/15 Standard Produkten aus?
Fox startet wieder mit der 36er Float in der neuen 2016er Generation durch und Marzocchi bietet mit neuem Namen und Design auch eine neue Enduro Gabel an, genauer die Marzocchi 350 NCR.

In früheren Zeiten überzeugte Marzocchi mit edlen Gabeln und sensiblem Ansprechverhalten, doch konnten sie genau das auch auf die neue Enduro Gabel übertragen?
Wir haben sie für euch auf genau das und vieles Mehr getestet! Seid gespannt.

Mit einem Federweg von 160mm und 35er Standrohren mit „Espresso Coating“ bei einem Gewicht von ca 2000 Gramm bläst die Marzocchi 350 NCR zum Kampf gegen die Lyrik und Pike aus dem Hause von Rock Shox. Sowohl Gewichts- als auch Federwegstechnisch liegt die Marzocchi 350 NCR genau zwischen den beiden Modellen von Rock Shox.
Mit der neuen DBC Hybrid Kartusche der Gabel bietet sie sowohl das Marzocchi typische feine Ansprechverhalten, als auch die Vorteile einer geschlossenen Kartusche.
Zusätzlich lässt sich das ganze System auch noch mit einem Remote am Lenker zum Sperren der Gabel verbinden. Somit überzeugt die Marzocchi auf dem Papier mit vielversprechenden Daten, doch kann sie auch in der Praxis überzeugen? Wir haben das für euch getestet!

Erster Eindruck

Auf den ersten Blick überzeugt die 350er NCR von Marzocchi mit einer erstklassigen Verarbeitung und einer sowohl interessanten als auch schicken, neuartigen Beschichtung. Marzocchi nennt diese genauer gesagt „Espresso Coating“.
Des Weiteren überzeugt auch die Achse mit einem geringen Gewicht und der Remote mit seinen schick gefrästen Aluminium Teilen.
Mit dem neuen Modellnamen der 350er gingen auch diverse designtechnische Neuerungen und Änderungen einher, so zum Beispiel bekam die Brücke ein komplett neues Design verliehen ohne hintere Einbuchtungen, wodurch sich die Brücke netterweise auch leichter säubern lässt als sonst.

Neben den ersten Optischen Eindrücken überzeugt auch das haptische, so zum Beispiel lassen sich die Versteller leicht und sanft betätigen. Wie von Marzocchi schon bekannt verfügen sie auch bei der 350 NCR über eine extrem feine Rasterung welche dem Fahrer eine sehr exakte Abstimmung ganz nach dem eigenen „Gusto“ erlaubt.

Die Montage

Wir montierten und testeten die Marzocchi 350 NCR in einem Propain Headline in welchem zuvor eine 150mm Rock Shox Revalation verbaut war.
Durch die massivere Bauweise und das Plus an Federweg baute die Gabel um einige Zentimeter höher als die zuvor verbaute. Um eine hohe Front zu vermeiden und eine ähnliche Lenkerhöhe wie zuvor zu erreichen wurde der Vorbau komplett niedrig verbaut.

Der Remote der Gabel ließ sich ebenfalls einfach und schnell am Lenker montieren und er verfügt über eine ausreichende Kabellänge. Optisch fügt er sich dezent in das Gesamtbild ein.

Auf dem Trail

Nun zur Praxis!
Doch bevor wir mit der 350 NCR durchstarten konnten musste erst einmal das passende Setup gefunden werden. Durch das sensible Ansprechverhalten der Gabel fuhren wir einen recht hohen Luftdruck (120-135psi bei 63 kg). Durch mein sehr geringes Fahrergewicht und das recht harte Setup fuhr ich die Druckstufe stets komplett offen um zu Beginn des Federweges ein recht sanftes und weiches Federverhalten zu haben.

Auf den ersten Metern hin zum Trail überzeugt der sowohl leicht zu erreichende, als auch zu bedienende Remote als Helfer auf langen Uphills. Sobald es bergab geht und ruppig wird drücken wir den Knopf und lassen die Gabel das machen was sie am besten kann und zwar Federn!
Auf unserer Hausstrecke, einem recht flowigen Trail, gespickt mit Sprüngen und leichten, minimal ruppigen Stellen begeisterte uns die Gabel voll und ganz!
Sie lässt sich durch das recht straffe Setup in Verbindung mit dem weichen Ansprechverhalten fluffig über die Sprünge jagen und auch in ruppigen Passagen absorbiert sie die Schläge effektiv ohne es an Rückmeldung mangeln zu lassen.
Durch ihre recht hohe Steifigkeit bietet sie so auch auf härteren Trails eine gute Kontrolle und dementsprechend gute Rückmeldung. Auf dem obig genannten Trail nutzten wir nur ca 120-130mm des Federweges und hatten trotzdem ein subjektiv angenehmeres Fahrwerk als bei der Revalation und voller Ausnutzung der 150mm.

Geht es nun schnell und harsch in einen Anlieger trotzt die Gabel mit einer gegen Ende hin sehr progressiven Kennlinie welche auch in solchen Sektionen den Speed schön aufrecht erhält.
Wer nun denkt die Gabel sei vom Wesen her eine recht straffe Gabel welche keine Fehler verzeiht der täuscht sich. Denn wenn es einmal über die Landung oder frontlastig in eine Senke geht schluckt sie den Schlag sauber weg und das trotz ihres härteren Set Ups besser als vorher gefahrene und weicher abgestimmte Gabeln.

Auch einen kleinen Abstecher auf die Dirtjumps konnten wir uns nicht entgehen lassen, denn wer sein Enduro als wahren Allrounder nutzt wird sich eventuell das ein oder andere mal auch hier wiederfinden. Also ab auf den Starthügel und ab auf die Tables.
In der recht steilen Anfahrt des Absprunges überzeugt die Gabel wie auch schon in den Anliegern mit der schön progressiven Kennlinie welche unschönes wegsacken verhindert. Somit schießt man mit ordentlich Speed über den Absprung und ist auch noch in der Luft stabil.
Setup mäßig bewies die Gabel auch hier echte Allrounder Qualitäten, denn wir fuhren sie in komplett unveränderten Setup.

Alles in allem können wir sagen das sich die Marzocchi auf fast allen Arten von Strecken wohl fühlt und mit ihrem sahnigen Ansprechverhalten zu überzeugen weiß und auch in heftigen Passagen mit einer guten Endprogression dagegenhalten kann und ein Wegsacken verhindert.

Fazit

Die Marzocchi 350 NCR ist eine mehr als gute Alternative zu Lyrik und Pike, denn mit ihrer robusten und bulligen Bauweise bei jedoch geringerem Gewicht als das einer Lyrik platziert sie sich somit genau zwischen den beiden Produkte aus dem Hause Sram/Rock Shox.
Des Weiteren überzeugt sie mit einem extrem sahnigen Ansprechverhalten welches sich in Verbindung mit der recht Progressiven Federkennlinie zu einer guten Kombination aus Sänfte und dennoch ausreichender Härte vermischt.
Somit findet hier nicht nur der aktive und recht abfahrtsorientierte Endurist eine gute Gabel, sondern auch der Einsteiger welcher hier lieber auf ein Setup der weicheren Sorte zurückgreift.
Mit einem aktuellen UVP Preis von knapp 900 € ist die Gabel wahrlich kein Schnäppchen, jedoch liegt der Straßenpreis hier deutlich niedriger bei ca 800 €.

Hier noch das Video zur Marzocchi