Bike Sonstiges

Cardo BK-1 – Testbericht

Im Motorradbereich ist die Fa. Cardo schon seit Jahren mit ihrem Kommunikationssystem etabliert.
Nun will Cardo auch im Fahrradbereich einsteigen.
Ob das BK-1 hält was es verspricht, lest ihr in diesem Testbericht

Über Cardo

Die Fa. cardo dürfte dem ein oder anderen aus dem Motorradbereich bekannt sein.
Hier werden schon seit Jahren Bluetooth Helmsprechsets angeboten.
Nun steigt cardo mit dem BK-1 System auch im unmotorisierten Zweiradbereich ein und bietet das weltweit erste Kommunikations- uns Entertainment-System für Radfahrer an.

Laut Beschreibung auf der Herstellerseite bietet das cardo BK-1 eine gleichzeitige Kommunikation mit drei anderen cardo BK-1-Radfahrern sowie die Anbindung via Bluetooth an Handy, GPS-Gerät und MP3-Player an.
In Bezug auf die Entfernung soll die Kommunikation bis zu 500 Meter weit reichen. Natürlich nur bei idealen Straßen- und topografischen Bedingungen und in Sichtweite. Aber dazu kommen wir später noch.

Man könnte jetzt noch weitere Punkte aus der Beschreibung der Webseite hier aufzählen, aber das würde sicherlich den Rahmen hier sprengen und mit dem Praxistest hat dies auch wenig zu tun.

Das Ganze Teil klingt auf jeden Fall mal nach High-Tech pur.
Aber schauen wir uns doch mal das BK-1 genauer an.

Outboxing

Eine große schwarze Box mit Reißverschluss liegt nun also vor mir.
Mach schon mal einen guten Eindruck, aber sieht auch nach mächtig viel Inhalt aus.
Also, das Teil mal aufgemacht und….ist ordentlich was drin und ordentlich aufgeräumt.
Zunächst sieht man außer den beiden Empfangsmodulen erst mal gar nichts.

Nimmt man den Deckel weg, so kommen die Kopfhörer mit dem Mikrofon zum Vorschein.

Auch diesen Deckel kann man abheben und darunter befinden sich dann die restlichen Zubehörteile wie Ladekabel und Befestigungsmaterial.
Und, man glaubt es kaum. Ein Handbuch, ausgedruckt in Papierform….es gibt es also tatsächlich noch.

Zubehör

Machen wir es einfach. Es ist einiges in der Packung drin und bevor ich mir hier die Mühe mache und alles beschreibe, stelle ich einfach mal ein Foto ein.

Montage

Die Erstmontage war etwas verwirrend aufgrund der vielen Zeichnungen, was mir beim ersten Helm ca. 20 Minuten beschert hat, bis ich fertig war.
Beim zweiten Helm ging es dann doch etwas schneller. Man muss beim ersten montieren erst mal schauen, wie und wo was hinkommt.
Die Montage selber ist dann aber kein Problem mehr.
Im Grunde baut man sich das Teil ja einmal hin und belässt es dann am Helm.
Und hier ein paar Bilder von der Montage

Halterung der Bedieneinheit

Befestigung der Bedieneinheit

Innenansicht

Montierte Platte Bedieneinheit

Klettband für Kopfhörer

Montierter Kopfhörer mit Mikrofon

Kabelmontage für Bedieneinheit

Aufgesetzte Bedieneinheit

Helm auf

Beim ersten aufsetzen des Helmes war es ein etwas beengendes Gefühl, da doch hinten die Halterung der Kopfhörer und des Mikrofons doch spürbar auftragen.
Also, noch mal Helm ab, die Teile etwas mehr zur Mitte versetzt und neuer Versuch.
Ah, schon besser….klar, man kann nicht leugnen, dass man die Teile spürt….aber zumindest drücken sie nicht. Aber warten wir mal ab, wie es sich nach einer längeren Fahrt anfühlt.
Auch hier kann man sagen, dass man die zusätzlichen Teile im Helminneren nicht spürt.
Gewichtsenthusiasten werden sicherlich aufschreiben ob des zusätzlichen Gewichtes, welches zwar unter 50 Gramm liegt, aber für einige auch schon zuviel ist.

Ich persönlich empfand das Zusatzgewicht nicht als störend.

Lediglich in Sachen Bedienung war ich etwas unzufrieden.
Dies liegt einfach daran, dass man ja die Empfangseinheit auf dem Helm trägt und dort die ganzen Knöpfe dran sind.
Nun muss man während der Fahrt also da oben am Helm „rumfummeln“ um den richtigen Knopf zu betätigen.
Spontan fällt mir hier auch keine andere Lösung ein, aber vielleicht weiß ein Leser hier ja Rat und schreibt es in den Kommentaren.
Klar, hat man mal alles eingestellt, muss man ja auch nicht ständig da oben drauf rum drücken.
Oder doch…?
Ab und zu schon, weshalb wir auch schon beim Thema Reichweite sind.

Reichweite

In Bezug auf die Reichweite sind wir Eingangs ja schon auf die besagten 500 Meter bei optimalen Verhältnissen eingegangen.
Aber wie sieht das in der Praxis aus?
Nun, mittels ein paar Fahrten im Wald, auf dem freien Feld und innerhalb der Ortschaft kann man dies schon sehr gut nachvollziehen.

Test innerhalb der Ortschaft.
Reichweite aufgrund der Gebäude liegt bei ca. 72m
Erster Test im Wald.
Sichtkontakt bestand die ganze Zeit.
Reichweite liegt bei 296m
Zweiter Test im Wald.
Zwischen den beiden Weg Baumbestand.
Reichweite hier 127m
Test auf offenem Feld mit Sichtkontakt.
Reichweite 371m

Wie man oben schon gut erkennen kann, konnten wir in den Praxistests die 500m Marke nicht erreichen.
Im Grunde ist die Reichweite der Verbindung auf offenem Feld oder auf einem nahezu geraden Waldweg durchaus beeindruckend.
Mir wäre es aber lieber gewesen, wenn die Reichweite beim Test 3 (zwischen Baumbestand) höher wäre.
Hier merkt man eben, dass der Bluetooth Technologie doch noch Grenzen gesetzt sind.

Ärgerlich ist an der Sache nur, dass wenn die Verbindung unterbrochen ist, bzw. abgebrochen, dass diese sich nicht wieder selber aufbaut.
Ich musste beim Annähern des anderen Senders öfters die „Telefontaste“ drücken, bis die Verbindung wieder da war.
Das geht zwar, aber das sollte man vorab wissen. Sonst steht der Mitfahrer plötzlich neben einem und brüllt dir ins Ohr warum du nix hörst.
Ist man sich dieser Tatsache aber bewusst, dann klappt das einigermaßen gut.

Hier wäre es besser, wenn sich die Verbindung von alleine wieder aufbaut.
Aber auch bei mehreren Tests hat dies nicht geklappt.

Handyverbindung

Da das Headset ja mittels Bluetooth die Verbindung aufbaut, ist es auch möglich, eine Verbindung zu einem Smartphone herzustellen.

Das Koppeln mit dem Smartphone klappt wunderbar, so wie von Bluetooth eben gewohnt.
Nun steht in der Anleitung:
„Bei Klingelton betätigen Sie die Handytaste, oder sprechen Sie laut ein beliebiges Wort aus“

Ok, schauen wir mal.
Vorab, schaut drauf, auf welcher Lautstärke das Empfangsmodul steht….mir sind beim eingehenden Anruf fast die Ohren geplatzt.
Vermutlich sollte man am Smartphone den Klingelton auch leiser stellen. Ich hatte am Cardo die Lautstärke noch von der Testfahrt mit dem 2. Cardo eingestellt und haben meine Frau gut verstanden. Das Klingeln des Handys war aber dermaßen laut….also aufpassen.
Nun hab ich also ein paar Wörter gesagt und bald auch fast geschrien. Bei mir wollte das Cardo die Verbindung nicht annehmen.
Also, dann entweder auf den Knopf am Helm drücken, oder am Smartphone annehmen (klappt auch)
Das telefonieren klappt dann wunderbar und die Qualität ist auch sehr gut.

Bezüglich der Annahme des Gespräches mittels eines beliebiges Wortes habe ich mich mit meinem Ansprechpartner in Verbindung gesetzt.
Und siehe da…es war ein Anwenderfehler, bzw. es fehlt ein Hinweis in der Bedienungsanleitung.
Es ist so, dass die Rufannahme am Smartphone entsprechend voreingestellt sein muss. Also dem Smartphone muss man erst begreiflich machen, dass die Rufannahme über Sprachbefehle getätigt werden soll.
Ich selber habe die Sprachbefehle bei mir nicht aktiviert, von daher kann es natürlich dann auch mit der Rufannahme nicht klappen…;-)

Positiv

Wind und Fahrgeräusche werden nahezu nicht übertragen, die Sprachqualität leidet darunter nicht.

Gewichtstechnisch merkt man das Modul und die Kopfhörer nahezu kaum. Klar, Gewichtsenthusiasten werden sicherlich an den paar Gramm (unter 50) verzweifeln.

Dank der Full-Duplex-Technik kann man Sprechen und Hören gleichzeitig (analog zum Telefon) was das Ganze sehr komfortabel macht.
Man muss wie bei einem Funkgerät nicht immer warten, bis der Gesprächspartner fertig ist.
ABER
Auch hier muss ich wieder einhacken.
Wir sind mal mit zwei Familien unterwegs gewesen, also 4 Erwachsene und 4 Kinder.
Und da muss man ehrlich gestehen, stört es einfach, wenn das Headset an ist.
Wir zwei Papas sind nebeneinander gefahren und haben uns unterhalten.
Also links von mir der eine Papa und in beiden Ohren das Gespräch meiner Frau mit der anderen Mama.
Da ist das Ganze dann doch lästig und man schaltet es aus, weil man nie weiß, wer jetzt eigentlich mit wem spricht bzw. wann man selber angesprochen wird.

Negativ

Beim Einbau der Ohrhörer im Helm muss man schon genau schauen wo man die Halterungen anbringt.
Bei der ersten Montage waren die Halterungen zu weit hinten, was bewirkt hat, dass der Helm zu eng war und gedrückt hat.
Nach versetzen mehr nach vorne ging es aber dann.
Je nach Helm besteht hier aber die Gefahr, dass dieser trotzdem zu eng werden könnte.

Bei Abbruch des Funkkontakts konnte dieser erst wieder neu aufgebaut werden, wenn man an einem Gerät den Knopf von Kanal A (oder B, falls diese benutzt wird) betätigt.
Warum dies so ist, kann ich auch nicht erklären. Jedenfalls hat die Verbindung nach einmaligem betätigen geklappt. Dabei ist es aber auch egal, welcher von den beiden Fahrern den Knopf betätigt.

Dieses Problem wurde übrigens auch an meinen Ansprechpartner gemeldet und von diesem direkt an Cardo weitergeleitet.
Laut Anleitung soll der Kontaktaufbau eigentlich wieder von alleine durchgeführt werden.
Ich werde auf jeden Fall hier in den Kommentaren das Ergebnis posten.

Verbesserungsvorschläge

Während dem Test sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich persönlich gerne anders hätte.
Zum einen wäre es sicherlich sinnvoll, wenn die Rufannahme von einem Smartphone nicht nur über die mittlere „Handytaste“ am Bedienteil getätigt werden kann, sondern eine Rufannahme durch alle Tasten möglich wäre.
Dies hätte den Vorteil, dass man nicht lange überlegen muss, wo denn nun die „Handytaste“ genau liegt, sondern man einfach eine Taste drückt.

Weiterhin würde ich mir wünschen, dass die Klingeltonlautstärke nicht 1:1 in den Kopfhörer übertragen wird.
Hat man, wie ich, seinen Klingelton recht laut, dann platzt einem da fast das Ohr.
Klar, wenn man dies weiß, dann kann man den Klingelton vorher leiser stellen. Danach muss ich ihn aber wieder lauter stellen…wäre also ein Hin- und Her am Smartphone.
Von daher wäre es sicherlich besser zu überlegen, ob man seitens der Programmierung die Klingeltonlautstärke nicht der aktuell eingestellten Gesprächslautstärke an die Kopfhörer durchreicht.
Ich bin kein Techniker oder Programmierer, aber den Vorschlag könnte man ja mal weiterreichen.

Der Preis

Nun, Technik hat heutzutage ihren Preis, was man auch am Cardo BK-1 deutlich spürt.
Der Preis für das BK-1 beträgt 229,95 für das Single und 399,95 Euro für das Set BK-1 Duo (Zweier).
Wenn man dann überlegt, dass ich das Single BK-1 als Freisprecheinrichtung verwenden kann, muss man fairerweise zugeben, dass es hierfür günstigere Headsets gibt.

Die Frage nach dem Einsatzzweck

Als das Testpaket hier ankam, haben wir (meine Frau und ich) einmal Gedanken darüber gemacht, wo den der hauptsächliche Einsatzzweck des cardo BK-1 liegt.
Gut, man kann sich unterwegs während der Radfahrt unterhalten, kann ich aber auch ohne.
Nach einiger Überlegung sind wir dann zu dem Entschluss gekommen, dass der Einsatz in einer größeren Gruppe von Radfahrern Sinn machen könnte, vor allem wenn diese hintereinander her fahren müssen.
Aber auch da muss man sich ernsthaft überlegen, ob man die knapp 400 € für das BK-1 in die Hand nehmen möchte.

Letztendlich muss jeder für sich selber entscheiden, ob er so ein High-Tech-Gerät benötigt oder nicht.
Für unsere Radausfahrten mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern sehen wir jedenfalls keinen Bedarf.

Mein persönliches Fazit

Das Cardo BK-1 ist eine gute Möglichkeit sich mit anderen zu unterhalten, welche auch ein Cardo im Besitz haben.
Die Technik scheint ausgereift, wenn auch Bluetooth natürlich seine Grenzen hat.
Auch wenn man mal in den Regen kommt, passiert dem Cardo dank dem IP67 Zertifikat (Wasserdicht und Staubgeschützt) so schnell nichts.

Wie bereits beim Einsatzzweck angesprochen, muss man sich halt zunächst über den Sinn und Zweck Gedanken machen.
Für unsere privaten Belange jedenfalls ist es nicht notwendig eine solche Sprecheinrichtung anzuschaffen.

Aber es geht ja hier nicht um mich, sondern es geht um das cardo BK-1.

So, jetzt hab ich lange genug was erzählt.
Jetzt würde uns mal deine Meinung dazu interessieren.
Einfach hier als Kommentar Posten und ich bin mir sicher, dass die Jungs von Cardo hier ab und zu mal reinschauen.

Über den Autor

Lefdi

Hobbybiker und derzeit unterwegs mit einem All-Mountain "No Pogo 3" von Centurion.
Gerne auch mal zu Fuß in den Bergen unterwegs um die Natur zu genießen. PayPal-Kaffeespende an den Autor

2 Comments

  • Ich bin für mich und meinem Mann auf der Suche nach einer Sprechmöglichkeit beim Fahrradfahren. Wir fahren zu zweit am Wochenende pro Tour um die 80 km, manchmal auch Mehrtagestouren. Leider können wir uns nicht unterhalten, auf Straßenschäden hinweisen oder die eine oder „Sehenswürdigkeit“ in der Landschaft gemeinsam bewundern, weil der Hinterfahrer den Vorderfahrer nicht richtig verstehen kann, dieser sich umdrehen (Gefahr des Stürzens) und laut brüllen muss. All das wäre wunderbar gelöst, gäbe es eine funktionale Kommunikation mittels Technik. Das BK-1 von Cardo ist zwar teuer, aber geht in die richtige Richtung. Könnte man es auch zum Rollerfahren nehmen? Lt. Motorrad-Laden wäre ein Ausbau von helmintegrierter Technik zu kompliziert…

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