Marathon-Rennberichte xc-marathon

MTB Marathon Europameisterschaft 2013/ Update: mit Rennbericht Autorin Theresia

Beim Rothaus Hegau Bike-Marathon in Singen holte sich die Schweizerin Esther Süss vor der Britin Sally Bigham und Olympiasiegerin Sabine Spitz aus Murg-Niederhof am vergangenen Sonntag den Titel. Der Österreicher Alban Lakata profitiert auf den letzten Metern von einem Kettenklemmer beim Favoriten Sauser und darf sich nach diesem Drama das europäische Siegertrikot überstreifen! Bester Deutscher wurde Tim Böhme auf Platz vier.

32, Bettinger, Matthias, Lexware-Rothaus Team, SC Urach, GER©Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Alban Lakata ließ sich von seinen Betreuern für seinen zweiten Europameistertitel nach 2008 feiern und zwei Meter daneben musste man einen zutiefst enttäuschten Christoph Sauser trösten. Viel unglücklicher kann man eine EM-Goldmedaille nach harten 94 Kilometern und 2100 Höhenmeter eigentlich gar nicht verlieren, als das Christoph Sauser passiert ist. Kaum hundert Meter vor dem Ziel, als Sauser noch mal runter schalten wollte, verklemmte sich seine Kette und der Schweizer konnte nicht weiter treten. Alban Lakata war nur wenige Meter hinter ihm und plötzlich lag der EM-Titel vor ihm auf der Straße. „Ich hatte mich schon auf den Tigersprung im Sprint vorbereitet, als bei Christoph plötzlich die Kette klemmte“, berichtete Lakata.

164, Pfäffle, Christian, Lexware-Rothaus Team, MTB Teck, GER

©Marius Maasewerd / EGO-Promotion

Der Österreicher freute sich aber dennoch über den Titel. „Ich musste mich heute so plagen in den Anstiegen. Zwischenzeitlich hatte ich Zweifel, ob das überhaupt für eine Medaille reicht. Ich hatte heute das Glück des Tüchtigen. Im Sprint wäre es wirklich knapp geworden“, kommentierte Lakata.

130512_GER_Singen_ECH_MX_Pfaeffle_backview_by_Maasewerd

©Marius Maasewerd / EGO-Promotion

„Ich kann es gar nicht glauben“, sagte Christoph Sauser und schüttelte den Kopf. „Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen. Ich wusste, ich muss die Kurven vorher sehr schnell fahren, damit ich einen Vorsprung heraus fahre und das hat auch geklappt. Ich hatte eine Lücke und wollte nur noch mal herunter schalten.“

Lange Zeit hatte Kristian Hynek (CZE) dem Rennen seinen Stempel aufgedrückt. Er beeindruckte durch federleichten Tritten am Berg, mit denen er immer wieder die Spitzengruppe verkleinerte. „Ich habe vielleicht etwas zu viel gemacht“, meinte Hynek im Ziel. „Es hätte heute zu mehr reichen können, aber Bronze ist immer noch eine Medaille und ich muss damit zufrieden sein“, sagte der Titelverteidiger.

Fünf Kilometer vor dem Ziel schwanden beim WM-Dritten die Kräfte, so dass er Sauser und Lakata ziehen lassen musste. Zuvor war Sauser schon einmal abgehängt, weil er etwa bei Kilometer 70 einen Kettenklemmer hatte und kurz vom Bike musste. Diese Lücke hatte er jedoch schließen können als Hynek schwächer wurde.

32, Bettinger, Matthias, Lexware-Rothaus Team, SC Urach, GER

©Marius Maasewerd / EGO-Promotion

Zuvor hatte der deutsche Lokalmatador Tim Böhme Höhen und Tiefen erlebt. In der ersten Phase hatte der gebürtige Singener große Mühe, doch etwa nach 40 Kilometern sah man ihn plötzlich an der Spitze der zehnköpfigen Führungsgruppe.

Im längsten Singletrail setzte sich eine fünfköpfige Gruppe ab, Böhme war dabei.  Zu dem Quintett gehörte auch noch der Schweizer Thomas Litscher, der später aufgab. „Das hat mir neue Motivation gegeben, aber zum Hohentwiel hinauf haben sie mich dann wieder abgehängt. Da dachte ich schon, oje, jetzt wird es eng. Aber ich bin dann halt mein Ding durchgefahren. Als von hinten der Weltmeister kam und der Italiener Mirko Celestino, bin ich mit denen mitgefahren. In der Abfahrt nach Weiterdingen habe ich mich absetzen können. Platz vier ist in diesem Feld nicht schlecht. Ich denke, ich habe mich gut verkauft“, kommentierte Böhme seinen Auftritt vor heimischem Publikum.

Weltmeister Periklis Ilias aus Griechenland hatte nach rund 40 Kilometern durch einen Defekt den Anschluss verloren und wurde am Ende Siebter.

Damen: Sabine Spitz ist es zu kalt

Das erklärte Favoritentrio setzte sich bereits am zweiten Berg vom Rest des Feldes ab. Sally Bigham, die während der ganzen Woche mit einer Erkältung kämpfte, ließ sich nicht beeindrucken und diktierte das Tempo. Nach 28 Kilometern passierte das Trio die Zwischenzeitmessung mit zwei Minuten Vorsprung auf die Verfolgerinnen.

299, Klein, Hanna, Lexware-Rothaus Team, TV Oberlengenhardt, GER

©Marius Maasewerd / EGO-Promotion

Den Anstieg am Hohentwiel konnte Spitz noch folgen, doch an der nächsten Steigung musste die Olympische Silbermedaillengewinnerin von London die Konkurrentinnen ziehen lassen. Ab da fuhr sie solo zu Bronze und damit zu ihrer 26. internationalen Medaille. „Mir war es von Anfang an zu kalt. Ich habe gefroren und die Beine sind nicht richtig warm geworden. Aber ich bin ganz zuversichtlich für den Weltcup in Albstadt“, gab Sabine Spitz zu Protokoll.

So wurde die Europameisterschaft zum Duell zwischen Esther Süss und Sally Bigham. Die Britin musste vielleicht am Ende für ihre Tempo-Arbeit büssen. „Nachdem Sabine weg war, sagte ich zu Sally, jetzt müssen wir zusammen arbeiten“, erzählte Esther Süss.

Das klappte auch bis etwa 15 Kilometer vor dem Ziel. Erstaunlich, dass Bigham wenige Tage nach einer Krankheit schon wieder so belastbar war. In einer Abfahrt war sie sogar schneller, auch weil Süss eher auf gut rollende Reifen gesetzt hatte, die im Downhill weniger Sicherheit vermittelten. „Ich wäre gerne noch länger gemeinsam gefahren, aber als Sally nicht gewartet hat, dachte ich, dann muss ich auch keine Rücksicht nehmen“, erzählte Esther Süss. In einem Anstieg riss Süss eine Lücke und entkam zum dritten Marathon-EM-Titel ihrer Karriere.

„Ich hatte super Beine, bergauf hat das sehr viel Freude gemacht. Mein dritter EM-Titel im Marathon, das ist mega gut“, freute sich Süss. Sally Bigham nahm es sportlich. „Unter den Umständen mit der Erkältung kann ich sehr zufrieden sein, auch wenn es zum dritten Mal hintereinander Silber ist. Dann mache ich es halt nächstes Jahr in Irland“, meinte sie.

Hinter der Schweizerin Kathrin Stirnemann wurde Silke Schmidt aus München Fünfte.

Medaille für deutschen U23-Biker Pfäffle

In der U23-Kategorien gewann der Pole Bartlomiej Wawak vor dem Schweizer Enea Vetsch. Der Neuffener Christian Pfäffle gewann die Bronze-Medaille.

164, Pfäffle, Christian, Lexware-Rothaus Team, MTB Teck, GER

©Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

„Ich bin noch nie so eine lange Distanz gefahren und bei der Hälfte habe ich mir überlegt, ob ich aussteigen sollte. Etwa nach eineinhalb Stunden sind die Beine besser geworden“, erklärte Pfäffle, der am Vortag bei der Sprint-DM auch Bronze gewonnen hatte. Wer mehr über den jungen Pfäffle erfahren möchte, findet hier unser Interview: http://www.rund-ums-rad.info/interview-mit-christian-pfaeffle/

Das Rennen aus der Sicht unserer Autorin Theresia:

Für mich ging es am vergangenen Sonntag auf die 28 Kilometer Strecke des Hegau Bike Marathons. Nach einem Sturz beim Sprint am Samstag haben sich meine Beine vor dem Rennen nicht sonderlich gut angefühlt. Um 11:05 ging es dann auf die nasse, schlammige und windige Runde. Es waren 136 Herren und 34 Damen am Start, um die 550 Höhenmeter zu absolvieren. Das Tempo war am Anfang sehr hoch und ich musste früh spüren, dass ich vorne nicht mithalten kann. Ich nahm an Geschwindigkeit raus und versuchte meinen eigenen Rhythmus zu finden. In den matschigen Abfahrten konnte ich einige Plätze gut machen, bergauf musste ich mich aber ziemlich quälen. Bei circa der Hälfte des Rennens erreichte ich die erste Verpflegungsstation. Dort sagte mir mein Teamkollege, dass ich momentan auf dem vierten Rang liege. Auf keinen Fall wollte ich diesen Platz hergeben und biss deshalb ordentlich auf die Zähne! Ich habe versucht die Lücke zur auf Platz drei liegenden Anika Buhl zu schließen, jedoch haben mir dazu schlussendlich die Kräfte gefehlt. So rollte ich auf Platz 4 hinter Anja Gradl (Team Bulls), Hanna Klein (Lexware-Rothaus-Team) und ihrer Teamkollegin Anika Buhl über die Ziellinie. Somit wurde ich Zweite in der Juniorinnen-Wertung.

Ich bin zufrieden mit meinem Ergebnis: Alle Fahrerinnen vor mir bestreiten schließlich auch Worldcups! Außerdem hat mir mein erster Marathon auch wirklich Spaß gemacht. Trotz der Kälte und ein bisschen Regen waren durchaus auch viele Zuschauer vor Ort, die für eine geniale Stimmung sorgten.

 

 

Die Ergebnisliste gibt´s hier: http://my1.raceresult.com/details/index.php?page=4&eventid=13601

Unseren Vorab-Bericht mit weiteren Details zu den Favoriten findet ihr weiterhin hier: http://www.rund-ums-rad.info/marathon-sprint-dm-in-singen/

 

Über den Autor

Dominik V.

Dominik ist Mitbegründer und hat bis Dezember 2022 gemeinsam mit Klaus den Blog Rund-ums-Rad.info betrieben. Er ist aktiv bei nationalen Cross-Country und Rennradrennen am Start.

1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar